Sender auf der sicheren Seite

Intendant stimmt Senat um: Radio Bremen darf an die Weser, im „Medienzentrum“ nördlich der Faulenstraße mietet Bremen die Büroflächen. Für Abriss des Parkhauses Diepenau und Neubau am Doventor zahlt die Stadt zusätzlich bis vier Millionen Euro

taz ■ Den Blick aufs Wasser aus seinem Büro hat sich der Radio-Bremen-Intendant offenbar gesichert. Auf Drängen von Heinz Glässgen hat der Bremer Senat gestern seinen im September gefassten Beschluss zum Umzug des Senders ins Faulenquartier revidiert: Statt lediglich links und rechts der Faulenstraße soll das so genannte „Medienkompetenz-Zentrum“ jetzt bis zur Weser reichen – und das Parkhaus Diepenau ans Doventor verlegt werden.

Wegen der zusätzlichen Kosten in Höhe von acht Millionen Euro für die Verlagerung des Parkhauses hatte der Senat die jetzt favorisierte Variante noch im September verworfen. Wer dieses Geld jetzt aufbringen muss, ist noch unklar. „Radio Bremen und private Investoren übernehmen die Hälfte“, verkündet der Senat. Der Sender übernehme die eine Hälfte, für die andere Hälfte suche die Stadt einen Investor, lautet dagegen die Sprachregelung von Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU). Zur Not müsse eben Bremen die vier Millionen Euro aufbringen. Gemeinsam mit der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) und Radio Bremen will der Senat ein städtebauliches Konzept erarbeiten, benötigte Grundstücke sichern, einen Investor finden und die Finanzierungsdetails klären.

„Hartnäckig“ sei Glässgen gewesen, gestand der Wirtschaftssenator. Und: „Der Senat musste sich schon einen Ruck geben.“ Denn die jetzt favorisierte Variante biete zwar dem Sender eine bessere Lage. Sie berge aber auch die Gefahr, dass „das Faulenquartier eventuell nur einseitig verändert wird.“ Radio Bremen nämlich will seine Büros an der Weser einrichten – dort, wo heute noch ein Parkhaus steht. Auch für andere Firmen soll dort noch Platz sein. Die Technik-Abteilung des Senders soll auf dem Saturn-Gelände auf der Südseite der Faulenstraße untergebracht werden.

Nördlich der Faulenstraße aber ist Radio Bremen wohl aus dem Schneider. Hier soll der private Investor, der noch gefunden werden muss, Büros anbieten. Einen Teil davon will Bremen mieten und ExistenzgründerInnen günstig zur Verfügung stellen – aus allen Branchen, wie Hattig betonte: „Das müssen nicht unbedingt Medienunternehmen sein.“ Angedacht sei etwa, das zunächst für den Technologiepark vorgesehene „Mobile-Solution-Center“ dort anzusiedeln. Das kostengünstige Flächenangebot, hofft der Senat, werde „positive Effekte für die Quartiersentwicklung“ bringen.

Glässgen zeigte sich hoch zufrieden über den geänderten Beschluss. Endlich habe sich der Senat dazu durchgerungen, nicht nur auf den Umzug von Radio Bremen zu spekulieren, sondern tatsächlich ein Medienzentrum ins Faulenquartier zu bringen. Daran hat der Sender ein großes Interesse. Nur mit Aufträgen privater Unternehmen nämlich kann Radio Bremen seine überdimensionierten Technik-Kapazitäten voll auslasten. Der Verwaltungsrat hat der neuen Variante bereits zugestimmt, gleiches will Glässgen seinem Rundfunkrat am Montag empfehlen.

Lob für den Senat kam auch von Anderen. Das Parkhaus Diepenau ans Doventor zu verlegen, um die „Superlage“ an der Schlachte besser zu nutzen, sei eine alte Grünen-Forderung gewesen, sagte die medienpolitische Sprecherin der Fraktion, Anja Stahmann. Bestätigt sieht sich auch Manfred Zimmermann, Chef der Weser-Wohnbau GmbH & Co. KG, der noch Anfang des Jahres mit einem ähnlichen Vorschlag den Unwillen des Rathauses auf sich gezogen hatte: „Das ist 100-prozentig meine Idee.“ Armin Simon