MUSHARRAFS DR. SELTSAM

Abdul Kader Khan war schon als Junge ein glühender Nationalist, der seine Familie in Indien verließ und in den Fünfzigerjahren nach Pakistan übersiedelte. Er studierte in Holland, wo er auch seine Frau kennen lernte. Als Indien 1974 eine Atomwaffe zündete, gelang es ihm, eine Anstellung bei Urenco, der britisch-deutsch-niederländischen nuklearen Versuchsanstalt in Almelo, zu erhalten. Was folgt, gehört heute zur pakistanischen Folklore: Die Rückkehr in die Heimat, im Gepäck die geheimen Blaupausen zur Konstruktion der Zentrifugen, die nötig sind, um natürliches Uran so weit zu reinigen und anzureichern, dass es leicht spaltbar und damit waffenfähig wird. Khan baute die Forschungslabors in Kahuta bei Islamabad zum Zentrum der pakistanischen Nuklear- und Raketenforschung aus. Dank einer Mischung aus Geheimnistuerei und Publizitätssucht wurde der Mann, der von Interpol gesucht wurde und einer Tätigkeit nachging, von der niemand mit Sicherheit wusste, dass es sie gab, unglaublich po-pulär. Die Kahuta Research Laboratories trugen seinen Namen, der Staatspräsident zeichnete ihn mit dem höchsten pakistanischen Orden aus, und die Zeitungen tauften ihn zum „Vater der pakistanischen Bombe“ – lange bevor es diese gab. Und als im Mai 1998 Pakistan als Antwort auf die indischen Nuklearversuche unterirdische Atomtests durchführte, war Khan ein Nationalheld, wenn auch einer, der sorgfältig abgeschirmt lebte und ausschließlich in den Medien zu sehen war. BY