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kleines verzeichnis der babyprämien

Geld, Gratisbrötchen, Grundstücksrabatte

Noch großzügiger als der Unternehmer aus Marktoberdorf war die SED. In der DDR gab es vom Staat 1.000 Mark nicht nur für das dritte, sondern schon für das erste Kind und jedes weitere Neugeborene. Ende 1994 führte das Land Brandenburg diese Zahlung wieder ein – um „ein Zeichen“ zu setzen für Kinderfreundlichkeit. Doch ein Jahr später waren die Haushaltsmittel nach der Zahlung von etwa 15 Millionen Mark für die Geburt von 15.810 Kindern erschöpft. So stellten einige Gemeinden die Prämie zur Verfügung, die wiederum das Brandenburger Innenministerium aus rechtlichen Gründen ablehnt.

Nicht nur Brandenburger Gemeinden versuchen, die Babyquote zu heben. Im niedersächsischen 976-Einwohner-Ort Tiftlingerode beispielsweise bekommt die Familie, deren Baby die Einwohnerzahl auf 1.000 erhöht, Geschenke und Dienstleistungen im Wert von 12.500 Euro: Der Ortsrat übernimmt für ein Jahr die Kosten für Windeln, der Bürgermeister die für das Babysitten, die Sparkasse spendet den Kinderwagen, das Lottogeschäft einen Jahreslottoschein, zwei Bäckereien liefern wöchentlich Brot und Brötchen etc. Anderswo lockt man mit Rabatten von bis zu 40 Prozent für gemeindeeigene Grundstücke. Im Gegenzug müssen sich die Paare notariell verpflichten, eine Familie mit mindestens zwei Kindern zu gründen. WAHN

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