letzte Fragen

Warum stoppen viele Frauen, wenn sie mit dem Fahrrad an eine Kreuzung/Einmündung fahren, mit den Füßen das Rad, um dann mit einigen Stoppschritten schon in die Kreuzung zu fahren oder den querenden Fahrradweg zu versperren, statt rechtzeitig die eigentlich an Fahrrädern vorhandenen Bremsen zu betätigen? Dieses Phänomen beobachtete ich bereits beim Fahrradtraining von Schülerinnen zwischen 10 und 12 Jahren. (27. 12.)

Frauen haben kein Vertrauen in die Technik, selbst in die simple eines Fahrrades nicht.

Friedrich Brandi-Hinnrichs, Hamburg

So, wie Frauen, wenn sie müssen, erst den Beckenboden zusammenkneifen, rumwippen, hin- und hertrippeln, bis sie schließlich doch zum Klo flitzen – das Leben ist für Frauen eben mehr Tanz als Technik! Helga

Sorry, aber mir ist das geschilderte Problem noch nie aufgefallen. Ich jedenfalls betätige die Bremsen beim Radfahren. Ist das jetzt die neue Art der Frauendiskriminierung, nachdem wissenschaftlich erwiesen ist, dass Frauen besser Auto fahren als Männer?

Bella Hemke, Berlin

Eindeutig die Folge einer genetisch verankerten Reaktion aus der Zeit der Damensattelpflicht für reitende Damen. Die zu einer Seite überhängenden Oberschenkel der Damen konnten nicht in natürlicher Reaktion zum Stoppen des Pferdes zusammengepresst werden. Dieses natürlich aus sexueller Perversion des Mannes hervorgebrachte Tabu äußert sich bis heute darin, dass Frauen mit dem Einsetzen der Pubertät nicht mehr dazu in der Lage sind, durch Kontraktion der Oberschenkel die Rücktrittbremse oder durch Kontraktion der Hand die Vorderradbremse zu betätigen. Die damalige Reitersfrau musste, nachdem sie das Pferd durch Zügeln verlangsamt hatte, aus dem Sattel springen und mit kleinen Trippelschritten das Pferd endgültig zum Stehen bringen. So geht es auch heute mit dem Fahrrad.

Harro Leinius, Kassel

Einmal erfordert die wirksame Betätigung von Handbremsen brachiale Zugkräfte, für die die auf Feinmotorik ausgelegten Frauenhände nicht geschaffen sind. Bei grobmotorischen Vorgängen verlässt sich die kommunikative Spezies derweil eher auf die unteren Extremitäten. Zum Zweiten misstraut ein Großteil des weiblichen Geschlechts der Zweiradtechnik, weil sie historisch weniger mit ihr vertraut gemacht wurde. Weil Frauen bei der Bremsbetätigung Angst haben, vornüber aufs Gesicht zu fallen, suchen sie aus Sicherheitsgründen frühzeitig mit ihren Füßen wieder den Erdkontakt.

Hans Günter Grewer, Saarbrücken

Diese Frage kann nur stellen, wer keine Ahnung hat von der Geschichte des Radfahrens. Und kein Gefühl für sein ureigentliches Wesen. Also ein Mann. Die Art und Weise, wie diese vielen noch unverfälscht empfindenden Frauen ihr Fahrrad stoppen, ist die ursprüngliche, sozusagen natürliche Art, ein Fahrrad zu stoppen. Das Fahrrad hatte nämlich jahrhundertelang keine Bremsen. Erst als im späten 18. Jahrhundert auch Männern erlaubt war, ein Fahrrad zu führen (allerdings nur im „Herrensitz“, bei dem beide Beine zu einer Seite herabhingen, zur Schonung der empfindlichen, ungeschützt außerhalb des Körpers liegenden Geschlechtsteile des Mannes), wurde bei den Herren eine neue Art des Fahrradstoppens Mode: Sie ließen sich mitsamt Rad zur Seite fallen. Bis um 1900 herum die junge Ingenieurin Rika Schara aus Fallingbostel die Fahrradbremse erfand, weil ihr Vater, ein leidenschaftlicher Radfahrer, ihr nach mehreren Knochenbrüchen Leid tat. Diese Fahrradbremse hat sich heute durchgesetzt – allein: Sie widerspricht dem Wesen des Radfahrens und kann deshalb das natürliche Stoppen nicht ersetzen.

Anita Rossmann, Kaiserslautern

Bis in die Siebzigerjahre hinein war die Polizei bei Verstößen gegen die StVO, die von Radfahrern begangen wurden, geradezu übertrieben wachsam. Radelte man etwa durch eine leere Fußgängerzone und kam einem ein Polizist entgegen, konnte man sicher sein, angehalten und barsch zum Absteigen aufgefordert zu werden. Dann aber setzte eine allgemeine Liberalisierung der Gesellschaft ein. Als Radfahrer von der Polizei zur Rede gestellt zu werden, dazu braucht es heute schon Dreistigkeit und Einfallsreichtum.

Zeitgleich mit der Liberalisierung kam auch die Gleichberechtigung der Frau in Fahrt und bewirkte, so meine These, bei etlichen Frauen die etwas voreilige Wahrnehmung, nun seien alle Reglementierungen Makulatur. Ampeln, so meinen sie seither, sind für Autofahrer aufgestellt worden, gelten im Grunde aber nicht mehr für Radler. Ein wenig allerdings misstrauen sie noch der vermuteten neuen Freiheit, was dazu führt, dass sie nicht einfach schnurstracks an roten Ampeln vorbeifahren und dort halten, wo sie persönlich es für richtig halten, sondern auf die vom Fragesteller so meisterhaft beschriebene Weise an allen Stoppsignalen und Haltelinien vorbeihoppeln.

Ich muss allerdings einschränken, dass dieses Phänomen bereits seit einigen Jahren virulent ist und dass die Zahl männlicher Radfahrer, die dieses Verhalten nachahmen, inzwischen zugenommen hat. Noch aber haben Frauen hier einen deutlichen Vorsprung.

Ernst Gäde, Bremen

Frauen fällt es besonders schwer, Entscheidungen zu treffen. [Siehe Herr Ballack im aktuellen „Ich liebe es“-TV-Spot? Die Red.] Stehen bleiben? Weiterfahren?? Das ABS im Gehirn löst genau das Stoppschildphänomen aus.

Thilo Hitzke, Liederbach

Wenn Jungs das Radfahren auf Damenrädern ohne Querstange lernten, würden sie instinktiv auch so bremsen. So verkneifen sie sich das nach dem ersten Versuch lieber. Hans Kleinesiepen

Warum steht auf englischsprachigen Zutatenlisten immer „aqua“ und nicht „water“? (27. 12.)

„Aqua“ klingt appetitlicher!

Bella Hemke, Berlin

sowie Klaus Harke, Hannover

Weil die Engländer eh nicht kochen können und die einfältigen Amerikaner denken sollen, „aqua“ sei etwas Besonderes und nicht einfach nur schlichtes Wasser.

Stephanie Günther, Freiburg

„Aqua“ ist die Kurzform von „Aquakadabra“ und deutet auf die vermeintlich zauberhafte Wirkung des jeweiligen Produkts hin. „Water“ als Kurzform von „Waterloo“ würde zu sehr an Misserfolg erinnern.

Gerd Neurath, Saarbrücken

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