„11 Freunde“ in der Champions League

Das überregionale Fußballfanzine „11 Freunde“ will mit Hilfe des Musikzeitschriften-Verlags Intro expandieren

Da dürften die Freunde von 11 Freunde etwas verwundert gucken, so als hätte Paul Gascoigne bei St. Pauli unterschrieben und nicht in China. Das Lieblingsheft aller Fußballtraditionalisten überrascht in seiner Februar-Ausgabe mit Anzeigen. Nicht nur mit solchen für den kleinen Fan-Shop, sondern ganzseitigen für MTV, den PC-Fußball Manager 2003 oder die Zeitschrift brand eins. Umgekehrt laufen derzeit Werbespots für das Monatsheft auf MTV oder DSF.

Da hat’s richtig Pop gemacht im Freunde-Haus, das bisher als Eigenverlag der hartgesottenen Arminia-Bielefeld-Fans Philipp Köster und Reinaldo Coddou firmierte. Doch die beiden haben das Heft nicht aus der Hand gegeben, nur die Lizenz an den Kölner Intro-Verlag, damit ein paar mehr Sportfreunde das „Magazin für Fußball-Kultur“ als Alternative zum sportjournalistischen Mainstream entdecken.

Das einzige überregionale Fanmagazin musste keineswegs vor dem Untergang gerettet werden, vielmehr verlangte die Expansion professionelle Maßnahmen. Die zweiköpfige Mannschaft, die im Juni 2000 11 Freunde gegründet und seither produziert hatte, war damit schlicht überfordert. Der Intro-Verlag, der die gleichnamige Musikzeitschrift (Auflage: 110.000) herausgibt, soll sich um Vertrieb, Marketing und Anzeigen kümmern. Köster und Coddou machen weiterhin die Redaktionsarbeit in Berlin.

„Als überregionales Fanzine haben wir uns inzwischen etabliert, aber in der Breitenwirkung können wir noch zulegen“, sagt Köster. „Wir wollen die dritte Kraft hinter Kicker und Sportbild werden.“ Soll heißen: In den nächsten zwei Jahren wird eine jährliche Verdopplung der Auflage – derzeit 35.000 Exemplare, davon 3.000 Abos – angepeilt. Die Chancen dürften gar nicht schlecht stehen, denn es gibt viele, die die Ranisierung der Fußballwelt nicht so lustig finden.

Dafür wurde das Heft überarbeitet und etwas dicker. Einige Rubriken entfielen, andere kamen hinzu wie „Jahrhunderttore“. Reportagen, Fotos und hintergründige Geschichten sollen noch stärker das Profil bestimmen. Es gibt auch ein bisschen Geld für Honorare, was dem Anspruch zugute kommen dürfte, künftig öfter als Erster über Neuigkeiten zu berichten.

Eine echte Konkurrenz zu Kicker und Sportbild sehen die 11 Freunde-Macher nicht. „Unser Gründungsgedanke bleibt: Fußball ist Leidenschaft. Wir wollen über Leute berichten, die das ausdrücken. Wir glauben, dass Fußball bisher nicht den journalistischen Widerhall bekam, den er verdient“, sagt Köster.

Tatsächlich dürfte 11 Freunde den Platzhirschen kaum das Revier streitig machen, repräsentiert es doch eher die Indierock-Fraktion, während Kicker und vor allem Sportbild die Kommerzfuzzis sind, die sich ums Fußball-Entertainment kümmern. GUNNAR LEUE