Der Krieg soll warten

ItalienerInnen blockieren US-Militärtransporte. Kanada will Irak mit Kompromissvorschlag zur Abrüstung Zeit bis zum 28. März geben. US-Befehlshaber kündigt bereits den Tod von Zivilisten an

BERLIN taz/dpa/ap ■ In Italien wächst der Protest gegen die Nutzung des italienischen Eisenbahnnetzes für US-Militärtransporte. Demonstranten besetzten gestern Gleise und Bahnhöfe entlang der Bahnstrecke von Vicenza im Nordosten Italiens nach Pisa, um US-Transporte mit Kriegsmaterial zu verhindern. Die Züge rollen nun mit Verzögerung zur US-Basis Camp Darby, von wo aus sie in die Golfregion verschifft werden. Der italienische Innenminister Giuseppe Pisanu drohte mit der Strafverfolgung von Demonstranten wegen Sabotage. Die Staatsanwaltschaft Pisa erkannte dagegen in den bisher friedlichen Blockaden kein Verbrechen.

Auch im UN-Sicherheitsrat kommt es möglicherweise zu einer Verzögerung der Kriegsvorbereitungen. Der kanadische Ministerpräident Jean Chrétien kündigte gestern einen Kompromissvorschlag seiner Regierung an. Nach diesem Vorschlag soll dem Irak die Abrüstung bis zum 28. März zur Auflage gemacht werden. Andernfalls müsse Bagdad mit Krieg rechnen.

Unterdessen hat der Irak den UN-Inspektoren dutzende weiterer Hinweise auf die angebliche Zerstörung von Massenvernichtungswaffen übergeben und den Fund einer verdächtigen Bombe gemeldet. Das sagte UN-Chefinspekteur Hans Blix in New York. Bagdad habe in den vergangenen Tagen substanziell mit den UN kooperiert. Die USA werteten diese Hinweise dagegen als Zeichen für die Unglaubwürdigkeit der irakischen Regierung.

Darüber hinaus wollen sie im Fall eines Irakkrieges nicht für die Sicherheit „menschlicher Schutzschilde“ garantieren, für das Leben jener Zivilisten also, die Angriffsziele mit ihrem Körper zu schützen versuchen. „Wir werden unser Bestes tun, zivile Opfer zu vermeiden“, erklärte General Tommy Franks, US-Befehlshaber am Golf, „aber ich kann jetzt schon sagen, dass wir damit nicht hundertprozentig erfolgreich sein werden.“ TOK

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