keine nickeligkeit
: Revolverladen

Es ist keine bedauerliche Mobbing-Aktion, keine Bagatelle unter KollegInnen, wie Polizei und Justiz es nahelegen wollen. Das Aufhängen einer Hagener Polizeibeamtin an den sogenannten „Frauenparkplatz“, einem Haken im Büro, ist eine gezielt frauenfeindliche Aktion und hat mit alltäglichen Büro-Nickeligkeiten nichts zu tun. Eine Frau sollte in dem männerdominierten Ordnungsbetrieb lächerlich gemacht werden, ihr sollte endlich bewußt werden, wer in dem Revolverladen das Sagen hat.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Fast jede hat mit dem alltäglichen Chauvi-Terror auf der Wache zu kämpfen: Eine mit Frauen besetzte Streife heisst im Kollegen-Jargon „Hühnerhaufen“, beim Nachtdienst glotzen die Herren Pornos, tagsüber erzählen sie Frauenwitze. Viele Frauen lachen Wohl oder Übel mit und schweigen, wenn die Kollegin dran ist. Sie befolgen die männlichen Spielregeln um nicht das nächste Opfer zu sein.

Der gestrige Prozess ist typisch für den Umgang der Justiz mit Sexismus in Behörden: Die Anklage auf „Körperverletzung im Amt“ wurde zu Mobbing bagatellisiert, die traumatisierte Klägerin nicht ernst genommen. Das passt zur Linie des Innenministeriums. Es will Psychoterror auf den Polizeiwachen lieber „intern“ klären, als ihn in einem rechtsstaatlichen Prozess zu beurteilen. Im schlimmsten Fall endet diese Linie im Selbstmord der terrorisiserten Frauen, für den sich auch die Münchener Polizeibeamtin Silvia Braun nach jahrelanger Erniedrigung entschieden hatte.