Privater Doppelpack

Einigung auf Rettungskonzept: Fachhochschule in Buxtehude wird zur integrierten Berufsakademie

hamburg taz ■ Die staatliche Fachhochschule (FH) Buxtehude soll in eine private FH und Berufsakademie umgewandelt werden. Auf eine Kombination beider Ausbildungswege haben sich das Land Niedersachsen, die Hamburger Handwerkskammer und das Buxtehuder Aktionsbündnis zur Rettung der FH jetzt verständigt. Bis Ende Januar sollen Kammer und Bündnis ein Konzept für die neue Lehrstätte erarbeitet haben, für welche das Land Geld in Aussicht stellt.

„Wenn das Konzept schlüssig ist“, sagte gestern Thomas Reiter, Sprecher von Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU), „wird sich das Land einer Mitfinanzierung nicht verschließen.“ Am 23. September vergangenen Jahres hatte die schwarz-gelbe Landesregierung die Schließung der FH beschlossen. Damit will Hannover jährlich 2,5 Millionen Euro einsparen. Ein regionales Bündnis aus Politik und Wirtschaft hatte erfolglos Vorschläge zur Rettung der staatlichen Lehrstätte gemacht, an der Architekten und Bauingenieure ausgebildet werden. Erst der Vorschlag der Hamburger Handwerkskammer, als Teil eines privaten Konsortiums eine Berufsakademie in Buxtehude mitzutragen, veranlasste Hannover kürzlich zum Einlenken (taz berichtete).

„Es wird beides sein, FH und Berufsakademie“, sagte jetzt FH-Dekan Albrecht Beyer der taz. Land, Handwerkskammer und Aktionsbündnis seien „auf einer Linie“. Demnach wird in Buxtehude eine Berufsakademie eingerichtet, die den dualen Studiengang „Technischer Betriebswirt“ der Hamburger Handwerkskammer anbietet. Die FH-Studiengänge bleiben erhalten. „Das Element der Berufsakademie soll integriert werden“, sagte Ministeriumssprecher Reiter.

Die Hamburger Handwerkskammer sucht schon seit längerem nach einer Möglichkeit, mit dem Bachelor einen anerkannten Abschluss für ihren Kammerstudiengang anbieten zu können. „Die Ausbildung soll teilweise im Kompetenzzentrum der Handwerkskammer in Hamburg-Harburg stattfinden“, erklärte deren Berater Jürgen Hogeforster. Parallel zum Studium an der Akademie müssen die Studierenden eine betriebliche Ausbildung machen. „Der duale Studiengang soll mittelständische Unternehmer hervorbringen, an deren Nachwuchs es mangelt“, so Hogeforster.

An der FH soll weiterhin der Studiengang Bau- und Immobilienwirtschaft angeboten werden, Architektur wird in „Bauen im Bestand“ umgewandelt. Ein neuer Studiengang Chemie- und Lebensmittel-Verfahrentechnik sei im Gespräch, sagte Dekan Beyer. Er findet „die Erweiterung über Ländergrenzen und Lehrformen hinweg außerordentlich attraktiv“. Von Vorteil sei zudem „die Anbindung an Unternehmen“.

Auf alle Studierenden an der privaten Einrichtung kommen Gebühren zu, wie Beyer betonte. Als Träger sollen Firmen, Kammern, Verbände und der Staat fungieren. Offen ist noch die Höhe des staatlichen Zuschusses. Jörg Orlemann, der die IHK-Stade im Aktionsbündnis vertritt, pocht auf 60 Prozent. Ministeriumssprecher Reiter sagte: „Die Hauptfinanzlast muss in allergrößtem Maße bei der Wirtschaft liegen.“ EVA WEIKERT