die steile these
: Doch noch gefährlich

Die beiden Neonazis, die ein Attentat auf Barack Obama planten, stehen für die radikale wie unterschwellige Abneigung gegen den schwarzen Kandidaten.

Eine tatsächlich tödliche Gefahr sind Daniel Cowart, 20, und Paul Schlesselman, 18, laut Ermittlungen für Barack Obama, nicht gewesen. Die beiden ebenso dumpfen wie fanatischen Neonazis sind für ein Attentat auf den Kandidaten schlicht zu schlicht: Ihre Fantasien, mehr als hundert schwarze Schüler zu töten, einige zu köpfen und zum Finale ihres Massakers Obama zu ermorden, konnten sie nicht umsetzen. Auf ihrer geplanten Schreckenstour schreckte sie ein kläffender Hund ab: Sie sind ein Fall für den Therapeuten.

Die reale Angst jedoch – mal heruntergespielt, mal tabuisiert – unter schwarzen wie weißen Amerikanern, dass Obama, weil er ein Schwarzer ist, tatsächlich ermordet werden könnte, lässt diese Meldung so hohe Wellen schlagen: Cowart und Schlesselmann sind die ersten sicht- und fassbaren Fratzen dieser Furcht. Und dennoch mögen manche abgeklärte Demokraten, die nur auf Sieg ihrer Partei setzen, insgeheim eine Chance darin sehen, dass Obama zur potenziellen Zielscheibe wird. Das belegt: Er ist präsidial. Er hat schon Macht, weil er Gegner mobilisiert. Und wenn es Irre gibt, die Präsidenten töten, ist mit Joe Biden im Vergleich zu Sarah Palin dieser Vize immer noch beruhigender. Doch ebenso real wie die Gefahr eines Attentats bleibt eine unblutige und endgültige Variante für McCain, Obama auszuschalten: Im Schutz der Wahlkabine erwacht die Furcht vorm schwarzen Mann. FELIX RETTBERG