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zivildienstzwangscharakter

Es mag ja sein, dass der Zivildienst den jungen Männern ganz gut tut zwischen Schule und Ausbildung. Auch die pflegebedürftigen Alten und Schwerstbehinderten freuen sich über die oft frische Hilfe der Schulabgänger. Und selbstverständlich haben sich auch die Sozial-Träger längst an die kostengünstigen Mitarbeiter gewöhnt. Doch all das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass Zivil- wie Wehrdienst staatlichen Zwangscharakter haben.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Den männlichen Heranwachsenden wird damit die Freiheit geraubt, sich nach Schulpflicht und Schulzeit selbst zu entscheiden. Die Dienste erinnern an eine dunkle Zeit, die von Wehrhaftigkeit und Kaltem Krieg geprägt war. Kurzum: Wer gegen die Wehrpflicht ist, muss auch gegen Zivildienst sein.

Hinzu kommen verwehte Diskussionen: Totalverweigerer argumentierten stets, dass jeder Zivi im Verteidigungsfalle in militärische Aktionen eingebunden sei: als Sanitäter, „Handlanger einer Kriegsmaschinerie“. Deshalb verweigerten sich prinzipientreue Pazifisten jedem Dienst, gingen ins Ausland, nach Berlin oder ins Gefängnis.

Sollte es also wirklich zu einem Ende der Pflichtzeiten kommen, sollte die Bundeswehr in eine Berufsarmee und der Ersatzdienst ersatzlos gestrichen werden, würde auch eine Entmilitarisierung der Gesellschaft festgezurrt. Dass sich die Wohlfahrtsstellen schon damit befassen, wie sie die Ersatzdiener ersetzen können, so gesehen ist das ein gutes Zeichen. Auch wenn es vielen weh tut.

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