UNO streckt im Ostkongo die Waffen vor Nkunda

Angeblich Verhandlungen über kampflose Übergabe der belagerten Provinzhauptstadt Goma an Rebellen

BERLIN taz ■ Im Osten der Demokratischen Republik Kongo stellte sich die UNO gestern auf den Fall der Provinzhauptstadt Goma und anderer Städte an die Rebellen von Tutsi-General Laurent Nkunda ein. Aus Goma wird berichtet, die UN-Mission im Kongo (Monuc) habe Verhandlungen mit der Armeeführung aufgenommen, um die kampflose Übergabe der Stadt an die Rebellen von Nkundas „Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes“ (CNDP) zu vereinbaren. Diese stehen rund 20 Kilometer nördlich von Goma. Ausländische Mitarbeiter internationaler Organisationen in der Stadt wurden von der humanitären Abteilung der UNO (OCHA) aufgefordert, sich über die nahe Grenze nach Ruanda zurückzuziehen. Die meisten Geschäfte der Stadt blieben geschlossen.

In der Distrikthauptstadt Rutshuru 80 Kilometer nördlich von Goma warteten rund 50 Mitarbeiter von Hilfswerken auf die Evakuierung durch UN-Blauhelme, nachdem die Regierungstruppen aus der Stadt geflohen waren. Zehntausende Menschen ergriffen die Flucht. Am Nachmittag gab es erste Berichte, dass die Rebellen Rutshuru eingenommen hätten.

Die CNDP-Rebellen waren seit dem Wochenende in einem Blitzangriff bis kurz vor Rutshuru und Goma vorgestoßen. Am Montagabend scheiterte eine gemeinsame Gegenoffensive von Regierungstruppen und UN-Blauhelmen um Kibumba nördlich von Goma. Zwischen 20.000 und 60.000 Zivilisten, die während der Kämpfe Richtung Goma flohen, wurden von der Polizei am Stadtrand aufgehalten, weil man unter ihnen Rebellen vermutete. Sie mussten die Nacht zu Dienstag im Freien verbringen, ohne Unterstützung.

Die UNO bestätigte unterdessen am Montag den Rücktritt ihres Militärkommandeurs im Kongo. Der spanische General Diaz, der erst diesen Monat das Kommando der 17.000 Blauhelme im Kongo übernommen hatte, habe aus persönlichen Gründen aufgehört, erklärte die UN-Zentrale in New York. D.J.