Jürgen und Jeannette

Schweigsamer Auftakt vor Landgericht: mutmaßlicher Millionenbetrüger Harksen macht keine Aussage

Fluchtgefahr besteht wohl kaum. Jürgen Harksen hatte seiner Auslieferung an die deutsche Justiz zugestimmt und würde auch nicht freiwillig auf einen Auftritt vor den Medien verzichten, und dennoch wird er in Handschellen in den Saal des Landgerichtes am Kapstadtring geführt. Die Inszenierung lässt an nichts zu wünschen übrig: Erst die Befreiung von den Fesseln, dann das Begrüßungsküsschen für Gattin Jeannette, die er seit Oktober nicht gesehen hat und jetzt zur Prozess-eröffnung auf der Anklagebank wiedertrifft. Allein das Publikum enttäuscht. Statt der von Harksen geprellten Millionäre sitzen Männer und Frauen im Zuschauerraum, die solche sicher gerne mal gesehen hätten.

Harksen ist angeklagt, zwischen 1991 und 1992 Anleger zur Überweisung erheblicher Geldsummen veranlasst zu haben, indem er ihnen vollkommen un-realistische Gewinnchancen vorspiegelte. Seine Frau soll ihn dadurch unterstützt haben, dass sie ihre Bankkonten zur Verfügung stellte. Millionen sind über die Konten geflossen, insgesamt runde 63.027.300 Mark. Jetzt hat die deutsche Justiz Jeannette Harksen sogar die Flugkosten für die Anreise aus Kapstadt bezahlt und die Unterkunft für zehn Tage. Die Harksens, die neun Jahre in Südafrika ein luxuriöses Leben führten, behaupten, mittellos zu sein.

Anfang der neunziger Jahre hatte Harksen mit der gegenteiligen Behauptung Geschäfte gemacht. Da verbreitete er in der High Society die Legende, er habe durch Börsengeschäfte in Skandinavien Millionen gewonnen – und verleitete Anleger so dazu, ihm ihr Vermögen anzuvertrauen. Im Prozess will er sich vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern. Elke Spanner