Teuflisch fad

Konnte live nicht überzeugen: Blues-Veteran Kevin Coyne

Ein echter Blueser, so wird in Anlehnung an die Legende von Robert Johnson oft gemunkelt, muss dem Teufel seine Seele verkaufen, um den Blues richtig spielen zu können. Auch Kevin Coyne hat vor vielen Jahren einen Pakt mit dem Bösen geschlossen, einen der etwas gewöhnlicheren Art: er verschrieb sich dem Alkohol, den ja bekanntlich auch der Teufel gemacht hat.

Mittlerweile ist der 60-jährige Exil-Londoner, der neben der Musik auch als Maler und Buchautor unterwegs ist, schon lange trocken. Doch die wilden Jahren haben unüberhörbar ihren Tribut gefordert.

Zwar trifft er mit seinem kehligen Reibeisen-Organ immer noch jede Blue Note und hat mit seinen britisch trockenen Ansagen die Menge sofort im Griff, doch mit seinen Songs schreibt dieser Mann, der bereits 36 Alben veröffentlicht hat, keine Rockgeschichte mehr.

Dafür ist diese Mischung aus Jimi-Hendrix-Balladen, ZZ Top-Rockern und Stoner Rock-Riffs zu lahm und zerfahren – dar kann auch eine technisch hochversierte Backing-Band nichts mehr retten. Till Stoppenhagen