Ein Kurzfilmabend eröffnet die Reihe „Der wilde Osten“ im Metropolis
: Alles Wesentliche in eineinhalb Minuten

So richtig tolle Actionstreifen, Sie wissen schon, diese Blockbuster, mit denen irgendwelche Leute so richtig viel Geld verdienen, wird es aus Osteuropa nicht geben. Jedenfalls in absehbarer Zeit nicht. Macht ja nichts, denn dafür kann man dann den ganzen Quatsch auf die Schippe nehmen.

Die Hard (Foto) ist so ein Film. Gemeint ist natürlich der Animationsfilm. Der beweist nämlich, dass man für das Wesentliche eines Actionstreifens nur sage und schreibe eineinhalb Minuten braucht. Alles drin, auch Bruce. Und toll. Was man da lacht, hält locker eineinhalb Stunden vor. Der Film ist aus Russland und Teil der Eröffnungsveranstaltung der Filmreihe „Der wilde Osten“. Damit der Osten so wild, das heißt vielfältig erscheint, wie es der Titel will, und aus dem Ganzen eine Art Überblick wird, gibt es an diesem Abend Kurzfilme.

Dass mit Ostalgie nicht von der Stelle zu kommen ist, zeigen eindrücklich die Filme Schwimmen (aus der Slowakischen Republik) und 601-S (aus Ungarn, über das gleichnamige Trabbi-Modell). Ernsthaft geht es in dem polnischen Film Meska Sprawa – Männersache zu, dem beklemmenden Porträt eines 13-jährigen Jungen, der von seinem Vater geschlagen wird. Kulla Tuli – Zu Besuch aus Estland spannt einen lakonischen Bogen von Latex und Leder bis zur ländlichen Idylle mit Vogelnestern, auf die Schippe genommen wird hier vor allem Erde, zwecks Eindämmung von Feuer. Doch das Böse kommt schließlich ganz woanders her.

Moja Domovina – Mein Land veranstaltet in zehn Minuten mit Jugoslawien, was Italien jahrelang mit dem Wilden Westen gemacht hat. Noch wortkarger als im Italowestern hauen sich an einem Bahnübergang die Besitzer unterschiedlichster Gefährte gegenseitig auf den Kopf. Weil auch Feuerwaffen im Spiel sind, ist am Ende der Bahnwärter tot, ein Schaf desgleichen, und gewonnen hat der, der schon am Anfang das meiste Geld hatte.

„Verarschen kann ich mich auch selber“, hat mein kleiner Bruder früher immer gesagt. Ich habe das nie verstanden. Macht doch nur halb so viel Spaß. Jedenfalls mir. Aber wenn ich mir jetzt diese Filme ansehe, begreife ich, was er gemeint haben könnte. Das scheinen die Künstler aus dem ehemaligen Ostblock, wie meine Mutter das immer nannte, mit in den Kapitalismus genommen zu haben: diese spezielle Art, sich über sich selbst lustig zu machen, weil man keine Lust hat, immer von den anderen verschaukelt zu werden. Mit Ausnahme der polnischen Filmkünstler allerdings. Ich weiß nicht, warum.

Jana Babendererde

Freitag, 19 Uhr, Metropolis