Gezerrte Nervenenden

Das No-Wave-Trio Numbers kommt am Dienstag im Tower auf den Punkt

Reduktion. Das Debut-Album des Trios aus San Francisco: „Numbers Life“. Zehn Songs in nicht einmal zwanzig Minuten. Auftritte dauern, dem Hörensagen nach, knapp zehn Minuten länger. Kurz, aber intensiv.

Die Texte: Kürzel, herausgepresst von der Sängerin und Drummerin Indra Dunis. Die Musik: kantig und mechanisch wie die frühen Devo, vetrackt und punkig mit No-Wave-Gestus, dazu die Durchschlagskraft des Post-Hardcore à la Minutemen. Das Label: Tigerbeat 6, führt in die Irre. Numbers haben nichts mit dem forcierten Plunderphonics-Punk zu tun, der hier normalerweise veröffentlicht wird. Numbers benutzen keine Sampler. Lediglich Gitarre, Schlagzeug und Moog-Synthie. Weil der schönere Bässe produziert als ein Bass.

Numbers haben eine Split-3“-CD mit Erase Errata veröffentlicht. Mit ihnen teilen sie die Liebe zu kurzen, explosiven Songs und zum No-Wave-Sound. Der entwickelte sich Ende der 70er in New York, war kurzlebig, einflussreich und stand dafür, intensiviert durch Dilletantismus ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen.

Numbers sind keine Dilletanten, kommen dafür aber noch schneller auf den Punkt. Dave Broekema liefert Gitarren-Splitter und autistische Riffs. Eric Landmark erdet den Sound mit atonalen Blöcken und knarzenden Basslinien. Indra Dunis changiert zwischen Moe Tuckers Ultra-Primitivismus und beherzt krachendem Swing.

Immer wieder scheinen die Songs sich zu verhaken in einer Endlosrepetition, die an den Nervenenden zerrt. Eine Auflösung der Spannung ist nicht in Sicht. Zu erwarten ist eine halbe Stunde musikalisches Amphetamin.

Dieter Wiene

Numbers treten am Dienstag, den 4. März ab 21 Uhr im Tower auf