Singen, bis die Jury gähnt

Deutschland sucht den Schlafliedstar, und ein Babynahrungshersteller kocht sein eigenes Süppchen daraus. Welche Mutti singt am besten? Den Kindern ist es weitgehend egal

von ELKE RICHEL

Es soll Babys geben, die schlafen überall dort, wo man sie hinlegt. Und es gibt die anderen, die ganz anderen. Diese lieben Kleinen scheinen niemals müde zu werden und ihre Energiekurve steigt proportional zum Erschöpfungsgrad von Mum und Dad. Das macht Eltern erfinderisch und bringt sie sogar manchmal dazu, etwas zu tun, was sie niemals tun wollten – singen.

Ob müde, begeistert oder erschrocken, meist sind die Kleinen auch wirklich ruhig, wenn Mama oder Papa ein Schlaflied anheben. Das macht selbstbewusst und schreit nach einer Bühne. Doch die Firma Milumil weiß nicht nur, was Babys schmeckt, sondern auch, was derart inspirierte Eltern wollen. 10.000 Bewerbungen gingen für die zweite Schlaflied-Hitparade ein und 17 Elternpaare sangen gestern um die begehrte Qualifikation zum bundesweiten Endausscheid in Köln.

Viele Mamas und Papas mit hochroten Wangen und noch mehr Medien: In alphabetischer Reihenfolge erklommen die Eltern eine angedeutete Bühne. Und während sie auf ihren Auftritt warteten, rutschten die fein gemachten Kleinen auf Knien und Bauch über die Bretter.

Ihnen war es so ziemlich egal, dass Moderator Stefan Brasse vor dem Wettbewerb erklärte, die Jury würde ganz genau die Reaktion der lieben Kleinen beobachten, wenn ihr Schlafhit gesungen wird. Das allerdings trieb eine Mutter fast zur Verzweiflung, denn das zweijährige Töchterchen hatte offenbar partout keine Lust, sich bei „Guten Abend, gut‘ Nacht“ vereinbarungsgemäß auf den Bühnenboden zu legen – als wollte sie schlafen. Das Mädchen hielt sich nicht an den Vertrag mit Mama: Als der dreijährige Konkurrent aus Rostock zum Toben lockte, war ihr nicht mehr nach schlafen. Die Mutter sang und sang, eisern – bis der Mond wieder untergegangen war.

Einer, der nicht aus der Reihe tanzte, sondern brav nach Mamas Schlaflied, war der 15 Monate alte Simon. Kein Wunder, hatte er das Lied vom aufgegangenen Mond doch schon „in Mamas Bauch gehört“, wie der stolze Papa zu berichten wusste.

Aber trotz des zweistündigen Schlaflied-Marathons: Die Konkurenz schlief nicht, und so setzten die musikalischen Eltern, Omas und Opas alles auf eine (Fahr)Karte nach Köln und ihre Kleinen ins rechte Bühnenlicht. Der Jury fiel es deshalb wie jeder Jury „nicht leicht, einen Sieger zu finden“, versicherte die Initiatorin, Angela Sandtner, noch ganz gerührt . Die standen dann auch bald auf der Bühne mit einer überdimensional großen Milumil-Familienfahrkarte und einer CD mit ihrem Einschlaflied.

Um die Kleinen für das mediengerechte Abschlussfoto ins rechte Licht zu setzen, brauchten die Mamas und Papas dann sehr viel Geduld. Die kleinen Nachwuchsstars quengelten – wie ganz normale Kinder auch.

Zum Trost für die Verlierer stand am Ausgang ein übergroßes Päckchen Babybrei bereit. Die Kleinen werden es auslöffeln müssen.