Klangkosmos Haydns zum Glühen gebracht

Adam Fischer dirigierte sensibel, spannungsreich und differenziert das 7. Philharmonische Konzert des Hamburger Staatsorchesters

Es gibt Konzerte, bei denen schon nach wenigen Takten alle wissen, dass Außergewöhnliches bevorsteht. Am vergangenen Sonntag war dies der Fall, kaum hatte Mannheims Generalmusikdirektor Adam Fischer ein paar Takte der Sinfonie Nr. 88 von Joseph Haydn im Konzert des Hamburger Staatsorchesters dirigiert.

Da ließ ein ebenso charismatischer wie uneitler Meister seines Faches höchst sensibel und spannungsvoll, dabei differenziert bis ins kleinste Detail, musizieren. Jede Phrase atmete, jeder Akzent saß. Bei Fischer vibriert und glüht der haydnsche Klangkosmos von innen heraus. Nie gerät Haydns Musik dabei in ein Ungleichgewicht. Dramatik und Humor halten sich perfekt die Waage. Und dann lässt Fischer im Schlusssatz ein in subtilen Klangschattierungen flott daherkommendes, geistreiches Rondo des Wieners so entspannt musizieren, dass man nur staunen kann. Da ist sich Fischer der Sache so sicher, dass er sich, wie einst Bernstein oder Celibidache, auch einmal zurücklehnen kann, um seinen Musikern zu lauschen und auf hellwache Art die kleinen Korrekturen zu signalisieren. Die Orchestermusiker folgen ihm, und sie hören aufeinander, so dass schließlich ein kammermusikalisch außerordentlich fein abgestuftes Klanggeschehen zu erleben ist.

Adam Fischer erwies sich aber nicht nur bei der Haydn-Sinfonie, sondern auch bei Beethoven und Suk als Idealbesetzung. Er wäre dies wahrscheinlich auch als Nachfolger Metzmachers in der Chefposition an der Hamburger Oper. Jedoch: Ein dermaßen fähiger Mann hat es nicht nötig, sich mit den bekannten schlechten Arbeitsbedingungen in Hamburg zu arrangieren. Und ob Fischer überhaupt willens wäre, mit einer Kultursenatorin zu verhandeln, die eher Boulevard und Mode denn Theater und Musik für förderungswürdig hält, steht ohnehin auf einem anderen Blatt. Für das Staatsorchester wurde das Ganze zu einem einzigen Triumphzug; und es freute sich sichtlich an der eigenen Leistung. Adam Fischer freute sich mit, und das Publikum jubelte.

Über so viel Freude ist die fulminante Wiedergabe von Joseph Suks Fantasie für Violine und Orchester mit dem hoch musikalischen und virtuosen Anton Barachovsky ungerechtfertigter Weise etwas in den Hintergrund geraten. Reinald Hanke