heute in bremen
: „Logisch ist das nicht“

Auf dem Fachtag „Hart(z)e Zeiten für Frauen“ tauschen sich Sozial-Beraterinnen aus

taz: War die Beratung vor Hartz IV weniger aufwändig?

Claudia Napp, Beraterin für Frauen bei der Evangelischen Kirche: So kann man das nicht sagen, da gab es auch Paragrafen über Paragrafen. Aber es handelt sich um ein neues Gesetz, das nicht nur die Betroffenen erst einmal verstehen müssen. Und leider wissen es die Mitarbeiter bei der Bagis oft auch nicht besser, sonst würde es nicht so viele falsche Bescheide geben.

Haben Sie jetzt den Eindruck, alles zu durchblicken?

Das Problem ist vor allem, dass sich permanent etwas ändert.

Haben Sie ein Beispiel?

In der Schwangerenberatung habe ich immer wieder mit der Pauschale zu tun, die es bei Schwangerschaft und Geburt gibt. Sie können 100 Euro für Umstandskleidung bekommen, 256 Euro für eine Säuglingserstausstattung und 200 Euro für ein Kinderbett und Matratze.

Das klingt doch sehr übersichtlich.

Ja, aber es wird kompliziert für Frauen, die beispielsweise kurz hintereinander Kinder bekommen. Denen wird die Pauschale halbiert oder gedrittelt. Wenn sie also während der ersten Schwangerschaft zugenommen haben – was ja durchaus passieren soll – und ihnen die Umstandskleidung nicht passt, müssen sie hoffen, dass ihr Sachbearbeiter das genau so unlogisch findet wie sie. Genauso kann es sein, dass sie alle Säuglingssachen weggegeben haben, weil Sie gar kein zweites Kind wollten.

Noch etwas?

Einiges! Es gibt Gruppen, die einfach vergessen wurden, ganz vorne Migrantinnen, aber auch Studentinnen und Auszubildende. Damit die etwas beantragen können, vielleicht wegen einer Schwangerschaft oder weil sie aus anderen Gründen in einer Notlage sind, müssen die ihre Ausbildung abbrechen. Fragen: eib