„Jallah, jallah … al-Qaida … Bin Laden …“

Entführung in der Wüste“, das Tagebuch der Sahara-Geisel Harald Ickler, lässt sehr viele Fragen offen

Wer genau verbirgt sich hinter den Entführern der Saharatouristen? Welche Rolle spielte das algerische Militär? Gibt es tatsächlich die behaupteten Querverbindungen zwischen einem internationalen Netzwerk Namens al-Qaida und den algerischen Entführern? Wer sich vom jetzt im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Buch „Entführung in der Wüste“ von der damaligen Geisel Harald Ickler eine Antwort darauf erhofft, wird enttäuscht.

Icklers Aufzeichnungen beginnen mit den Querelen der Sahara-Fahrer untereinander. Heillos zerstritten geriet Icklers Gruppe in die Hände der Kidnapper, die sie gleich mit den denkwürdigen Worten: „Jallah, jallah … al-Qaida … Bin Laden …“ begrüßt haben sollen. Mit der steigenden Zahl gekidnappter Sahara-Touristen verschärften sich die internen Auseinandersetzungen. Die wechselnden Frontverläufe und Koalitionen unter den Geiseln nehmen in Icklers Aufzeichnungen den größten Raum ein. Dabei zeigten sich die Kidnapper keineswegs unnahbar. Sie diskutierten oft und gerne mit ihren Geiseln, legten zum Teil sogar ihre privaten Biografien offen. Manchmal blitzt die Persönlichkeit eines Kidnappers auf. Die interessanten Momente des Buches. Ansonsten sind seine politischen Interpretationsversuche so spekulativ wie alle die anderen Verschwörungstheorien „aus der Ferne“. ANDREAS KIRCHGÄSSNER

Harald Ickler, Susanne Längsfeld: „Entführung in der Wüste“. Bastei Lübbe, 7,90 €