Auf der Jagd nach Form

Die deutschen Biathletinnen kommen beim Weltcup in Ruhpolding langsam, aber sicher in Schwung. Von den deutschen Skijägern kann man das drei Wochen vor der Weltmeisterschaft in Oberhof hingegen noch nicht so behaupten

AUS RUHPOLDINGJOACHIM MÖLTER

Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim Biathlon um einen Zweikampf. Dass dieser aus Skilanglauf und Schießen besteht, macht die Sache wiederum kompliziert. „Wenn du im Langlauf gut drauf bist, marschierst du“, erklärt der deutsche Männer-Bundestrainer Frank Ullrich. Und ergänzt: „Wenn du beim Biathlon gut läufst, heißt das nicht, dass du auch gut schießt.“ Beispielhaft demonstrierte das beim Weltcup in Ruhpolding die Lokalheldin Uschi Disl aus dem nahen Moosham: Am Freitag rannte sie im 7,5-Kilometer-Sprint furios durch die Loipe, schoss aber viermal daneben bei insgesamt zehn Versuchen – und war dann als 16. schlechteste deutsche Teilnehmerin. Schon beim Staffelsieg am Mittwoch hatte sie viermal nachladen müssen; Disl gab zu: „Vielleicht können andere besser abschalten, wenn jeder Schuss kommentiert wird, aber mir fällt’s schwer, mit den Zuschauermassen zurechtzukommen.“

Gestern waren 17.000 Menschen zu den Verfolgungsrennen ins Biathlonstadion von Ruhpolding gekommen, bei den Weltmeisterschaften in drei Wochen in Oberhof werden täglich 25.000 erwartet. Das sind keine guten Aussichten für die routinierte Disl, 33. Deren Massenpanik ist freilich die geringste Sorge von Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang. Der konnte hinsichtlich der WM im eigenen Land derart positive Erkenntnisse aus Ruhpolding mitnehmen, dass er als Ziel setzte: „Mit Medaillen nach Hause zu gehen, sowohl im Einzel, als auch in der Staffel.“ Unbegründet ist die Vorgabe nicht. Die wieder von Krankheiten genesenen Martina Glagow (Mittenwald/3.) und Andrea Henkel (Oberhof/9.) kehrten im Sprint gleich unter die Top Ten zurück, dazwischen platzierten sich Simone Denkinger (Gosheim) als Sechste und Katrin Apel (Frankenhain) als Siebte. Bei der gestrigen Verfolgung gab es zudem die Plätze vier (Glagow), fünf (Henkel) sechs (Apel) und neun (Disl) für die deutschen Frauen.

Vor allem die 24 Jahre junge Simone Denkinger freute sich, dass sie sowohl im Staffel-, als auch im Einzelrennen fehlerfrei geblieben war, „das habe ich noch nie geschafft“. Sie hat sich nachdrücklich angeboten für WM-Einsätze, aber wer dann tatsächlich in welchem Wettbewerb startet, will sich Müssiggang bis zuletzt offen halten. In dieser Woche steht noch der Weltcup in Antholz auf dem Programm, bei dem die Form überprüft wird.

Über die rätselt Männercoach Ullrich auch nach Ruhpolding noch. „Klar will bei uns auch jeder um die Medaillen kämpfen“, sagte er, „aber es geht schnell, dass man hinten liegt.“ Wie schnell zeigte Michael Greis (Nesselwang), beim fünften Platz der Staffel noch „der Einzige, mit dem man zufrieden sein konnte“ (Ullrich). Im Sprint schob er sich als 57. über die Ziellinie, und damit war er noch nicht einmal der schlechteste Deutsche. Zwanzig Plätze hinter ihm landete der Oberhofer Peter Sendel. Beide litten vor allem unter dem einsetzenden Schneefall am Samstag. Der machte die Loipe stumpf, so dass das Rennen praktisch durch die Einteilung der Startgruppen entschieden wurde. In der ersten starteten die Norweger, und von denen waren am Ende fünf unter den ersten sechs: Halvard Hanevold, Ole Einar Björdalen, Lars Berger, Egil Gjelland und Stian Eckhoff. Dazwischen schob sich als Vierter der Ruhpoldinger Ricco Gross, der ebenfalls in der ersten Gruppe war. Der Weltcup-Führende Rafael Poirée aus Frankreich hatte beschlossen, erst später in die Loipe zu gehen, und kam deshalb auch erst später an – als 24.

Daran kann man zwar sehen, dass die Bedingungen nicht für alle gleich waren, aber das brachte Frank Ullrich auch nicht weiter. Für die WM erhofft er sich vorsichtshalber bescheiden „eine Einzelmedaille und vielleicht noch eine in der Staffel“. Den Großteil an Metall, so sieht es derzeit jedenfalls aus, dürften sich ohnehin die Norweger abgreifen: Die gestrige Verfolgung gewann Ole Einar Björndalen vor seinen Landsleuten Lars Berger und Halvard Hanevold. Bester Deutscher war erneut Ricco Gross – auf Rang 4.