Abu Sayyaf will gebombt haben

Die philippinische Regierung glaubt der Terror- und Entführergruppe nicht, dass sie hinter dem schweren Bombenanschlag auf den Flughafen von Davao steckt

MANILA taz ■ Die Abu-Sayyaf-Gruppe hat gestern die Verantwortung für den Anschlag auf den Flughafen der südphilippinischen Großstadt Davao übernommen. Dabei waren am Vortag 21 Menschen getötet und 150 verletzt worden. Dem philippinischen TV-Sender ABS-CBN sagte ein Abu-Sayyaf-Führer, der Anschlag sei nur als Denkzettel für die Regierung gedacht gewesen, und die Gruppe bereue die Todesfälle. Doch die Regierung glaubt der durch Entführungen bekannt gewordenen Gruppe nicht. „Wir sollten das nicht ernst nehmen“, sagte Verteidigungsminister Angelo Reyes. „Die operieren normalerweise in einem ganz anderen Gebiet.“

Stattdessen verdächtigt die Regierung die muslimische Separatistenbewegung Moro Islamic Liberation Front (MILF). Die mehr als 12.000 Guerilleros starke Organisation kämpft seit 25 Jahren für einen islamischen Staat im Süden der überwiegend von Christen bewohnten Philippinen. Noch am Dienstag wurden fünf mutmaßliche MILF-Mitglieder im Zusammenhang mit dem Anschlag verhaftet. Innenminister José Lina sagte, sie seien Teil eines „Netzwerks von Bombenlegern“. Er spielte damit auf eine Anschlagsserie in den Südphilippinen an, die kürzlich auf die Eroberung des MILF-Hauptquartiers durch das Militär mit nach Regierungsangaben 200 getöteten Guerilleros folgte.

Die MILF streitet die Verantwortung für den Anschlag von Davao jedoch ab. Die Regierung schließt nicht aus, dass bei Südostasiens größtem Terroranschlag seit den Bomben von Bali im Oktober 2002 auch andere Täter in Frage kommen könnten, wie etwa die Gruppe Jemaah Islamiyah. Sie soll hinter dem Bali-Anschlag stecken und auch in den Philippinen Zellen haben.

Unter den Todesopfern von Davao ist auch ein US-Amerikaner, der Missionar William Hyde. Zwei weitere US-Bürger – eine Mutter und ihr Kind – wurden verletzt. Die Regierung in Manila glaubt jedoch nicht, dass der Anschlag speziell gegen Amerikaner gerichtet war. Am Dienstagabend gab es noch eine weitere Explosion in der nördlich von Davao gelegenen Stadt Tagum mit drei Verletzten. Und gestern Nachmittag explodierte eine Bombe in einem Geschäft in der südlichen Stadt Cotabato. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo sagte gestern, sie werde die USA um Hilfe bitten, sollte sich die Situation weiter zuspitzen. Sie betonte jedoch, US-Militärs dürften nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen, was die philippinische Verfassung auch verbietet. Erst kürzlich hatten Manila und Washington den geplanten Einsatz von 3.000 US-Soldaten in den Südphilippinen vertagt. Beide Seiten konnten sich nicht auf die Einsatzbedingungen der US-Militärs bei der gemeinsamen Bekämpfung von Abu Sayyaf einigen. Die USA stufen die Gruppe als terroristisch ein. CLAUDIA BLUME