Umbruch nur im ganz hohen Norden

Alles neu in Schleswig-Holstein, alles beim Alten in Niedersachsen: Die Grünen der beiden Bundesländer haben am Wochenende bei den Landesparteitagen ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt

Die Energieexpertin Ingrid Nestle ist Spitzenkandidatin der Grünen-Landesliste in Schleswig-Holstein für die Bundestagswahl 2009. Die 30-jährige Flensburgerin setzte sich am Sonnabend auf dem Landesparteitag in Rendsburg bei einer Kampfkandidatur gegen drei Gegenkandidatinnen im dritten Wahlgang durch.

Sie erhielt 58 von 106 gültigen Stimmen. Ihre aussichtsreichste Gegenkandidatin war Valerie Wilms (54), die 43 Stimmen erreichte. Auf den zweiten Listenplatz kam der Jurist Konstantin von Notz aus Mölln (Kreis Herzogtum-Lauenburg). Der 37-Jährige erreichte 74 von 107 gültigen Stimmen. Die derzeitigen grünen Bundestagsabgeordneten aus dem Norden, Grietje Staffelt und Rainder Steenblock, traten nicht mehr an.

Zuvor hatte die Landesvorsitzende Marlies Fritzen erklärt, den Atomausstieg zum zentralen Thema im Bundestagswahlkampf 2009 zu machen. „Die Atomlobby hofft auf schwarz-gelbe Mehrheiten im Bund und hat den Atomkonsens längst einseitig aufgekündigt“, sagte sie, „wir werden dafür kämpfen, dass der Atomausstieg unumkehrbar wird.“

Auch die niedersächsischen Grünen haben ihre personellen Weichen für die Bundestagswahl 2009 gestellt. Die Bundestagsabgeordneten Brigitte Pothmer und Jürgen Trittin wurden bei einem Landesparteitag am Samstag in Wolfsburg zu den Spitzenkandidaten gewählt. Sie errangen unangefochten die beiden ersten Plätze der Landesliste für die Bundestagswahl. Pothmer, die aus Hildesheim stammt, erhielt von den 150 Delegierten 110 Ja-Stimmen. Der Göttinger Bundestagsabgeordnete Trittin (54) bekam 136 Stimmen. Schon knapper fiel das Ergebnis für den dritten Platz aus. Hier konnte sich die Grünen-Landesvorsitzende Dorothea Steiner mit 77 Stimmen aber gegen Stefanie Henneke durchsetzen.

Die Grünen kündigten an, ihren Protest gegen den Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll nach Gorleben am kommenden Wochenende zu verstärken. „Es wird Zeit, dass wieder eine andere Umweltpolitik gemacht wird“, sagte der Fraktionsvize der Bundestags-Grünen, Trittin. Auch sprach er sich gegen eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken aus.

Der 54-jährige Trittin, ehemaliger Bundesumweltminister, soll auch auf Bundesebene zu einem grünen Spitzenkandidaten-Duo für die Bundestagswahl gehören, zusammen mit der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast. DPA