Ein Viertel bricht ab

Miese Betreuung ist wichtigster Grund für den vorzeitigen Studienabbruch. Bulmahn ermahnt Länder und Unis

BERLIN taz ■ Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat die Länder zu einem stärkeren Engagement in der Hochschulpolitik aufgefordert. Einer Untersuchung über die „Ursachen des Studienabbruchs“ zufolge, die Bulmahn gestern in Berlin vorstellte, beendeten im Studienjahr 2000/2001 mehr als ein Viertel der Hochschüler ihr Studium vorzeitig. Gegen diese Entwicklung müssten „der Bund wie die Länder in der Studienorganisation, Betreuung und Beratung“ Konzepte erarbeiten, die den „Studierenden ermöglichen, ihre Hochschullaufbahn erfolgreich zu beenden“, sagte Bulmahn.

An der ersten Abbrecherstudie seit 1994, ausgeführt von den „Hochschulinformationssystemen“ (HIS) in Hannover, beteiligten sich fast 6.000 Studienabbrecher von 63 Universitäten und Fachhochschulen. 8 Prozent der Befragten gaben als wichtigsten Grund für ihren Abbruch „problematische Studienbedingungen“ an. Bei 71 Prozent aller Abbrecher waren die „schlechten Studienbedingungen ein wichtiger Faktor“, der zu anderen Belastungen wie finanziellen oder privaten Problemen hinzukam und zur vorzeitigen Exmatrikulation führten. Etwa 16 Prozent aller examenlos Gebliebenen gaben mangelnde Studienmotivation als den entscheidenden Grund des Abbruchs an.

Eine besonders schlechte Lehre bescheinigten sie den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Informatik. „Es ist nicht generell die Faulheit der Studierenden, die zu den hohen Abbrecherzahlen führt. Oft liegt es an den Hochschulen selbst, dass die Studenten aufhören“, sagte Bulmahn. So fühlten sich beispielsweise drei von vier Abbrechern nicht ausreichend betreut, so die Ministerin. Eine zügige Einführung von B.A.-(Bachelor-) und M.A.-(Master-)Studiengängen sei nötig, weil die Hochschulen dann klare Studienstrukturen erarbeiten müssten. Dann falle Studenten auch Orientierung und Zielsetzung während der Ausbildung leichter.

Zur Umsetzung dieser Forderungen kündigte Bulmahn einen „Pakt“ des Bundes mit den Ländern an. In den vergangenen Jahren sei man mit der Einführung des Hochschulrahmengesetzes und der erweiterten Autonomie der Hochschulen erfolgreich gewesen, so die Ministerin. SEAD