Hauptsache rauskommen

Fünf Jahre „minimal trash art“: Zum Jubiläum stellt der muntere Verlag aus Eimsbüttel gleich zweimal seine jüngste Anthologie vor

Seit fünf Jahren sorgt die Autorengruppe von minimal trash art (MTA) aus Eimsbüttel für Lesestoff. Minimal sollten von Anfang an Aufwand und Kosten der Buchproduktionen sein, erzählt Jan Billhardt, der den munteren Selbstverlag organisiert. Es gab damals kein bestimmendes Konzept. In Abständen reichten die – meist befreundeten – AutorInnen Texte ein, eine Auswahl wurde getroffen und publiziert. „Einfach nur so“, behauptet Billhardt. Zwei Books on demand unterstreichen den Wunsch nach dem gedruckten Wort. Ganz uneigennützig, Hauptsache: auf Null rauskommen.

Von Trash ist in Streulicht, der neuesten MTA-Publikation, nichts mehr zu spüren: schweres Hochglanzpapier, viel Weißraum und eine nackte Katalog-Schrift. Schick. Der erste Band von 1998, ein hosentaschengroßes Büchlein mit filzigen Seiten, verranzter Schreibmaschinen-Schrift und dem stilsicheren Untertitel „Beitrag zur deutschen Dichtung“, zeugte da noch von Anderem.

Streulicht trägt als Themenkorsett die Brechung des Lichts. In vielen Texte stimmt daher der Regen, in dessen Tropfen sich das Licht bricht – Streulicht –, eine melancholische Stimmung an: „So viel Schmerz, / der die Seele tränkt, / so viel Regen über dem Land, in so wenig Zeit.“ Zentrale Erzählfigur ist die erste Person Singular, irgendwo in einem Zimmer oder auf Durchreise. Abgeschottet von der Welt, und das meist freiwillig. Manchmal ein bisschen viel Weltschmerz vielleicht.

Daneben eine Liebesgeschichte, die an der uneingestandenen Liebe scheitert, eine dicht als Höhlengleichnis komponierte Erzählung und bis zu 16 cm langen Verszeilen. In Zeiten, in denen Sänger, die nicht singen können, Superstars werden, sind solche Texte der MTA-Dichter und ihre non-profit-Attitüde im bewährten und notwendigen Sinne: Trash! Auf den Lesungen zum Jubiläum, morgen in der Schilleroper und später im Monat im Hafenklang gibt es dazu DJ-Tanzmusik und Lichtbildprojektionen. Christian T. Schön

Lesung (Stefan Boskamp, Konstanze Ehrhardt, Gerrit Jöns-Anders, Linn Schmidt, Birgit Utz und Katharina Trudzinski): Sonntag, 21.30 Uhr, Schilleroper