piwik no script img

Rosi Rolands Bremer KlatschgeschichtenDer Dreck von Berlusconi

Eigentlich sollten wir ja am Samstag kommen und den ganzen Dreck wegmachen, den der Herr Berlusconi uns seine Männer in unserem schönen Rathaus hinterlassen haben. Dann kam der Anruf: Alles muss schnell gehen, Freitagvormittag. Der hohe Herr ist vorzeitig abgereist.

Von Streit und zerbrochenen Gläsern war aber nichts zu sehen. Vielleicht haben sie sich einfach nichts zu sagen gehabt. Kistenweise Obst und Joghurt standen noch da, Getränke jeder Art. Die Italiener müssen sich fürstlich ausgebreitet haben in unserem Rathaus.

Die schönste Aufgabe war es an diesem Freitagmorgen, den herrlicher Perser-Teppich im Festsaal des Rathauses zu säubern. Mindestens zehn Meter lang ist der und sieben Meter breit. Ein Prachtstück, die Italiener hatten zum Glück ihre schwarzen Stiefel zu Hause gelassen. Das gute Stück kommt aus einem Pfandleihhaus und muss wohl wieder zurück.

Die Mitarbeiter im Rathaus haben erstaunlicherweise kaum geflucht, dass man ihnen ihre Büros für diesen einen Tag so ausgeräumt hat. Diverse Techniker waren damit beschäftigt, die Kabel für die PCs wieder zu legen, wie bei jedem guten Hausputz wäre der Staatsbesuch eine guten Gelegenheit gewesen, den Staub aus allen Ecken wegzuwischen – wenn wir mehr Zeit gehabt hätten.

Geradezu gigantisch war der Aufwand in der unteren Rathaushalle. Da kamen wir am Freitagmorgen noch nicht rein, weil da die Kisten herumstanden: Computer, Faxgeräte, alles Zeug, was die angeblich brauchen. Vor der Tür wurden die großen Lastwagen von Radio Bremen beladen. Kein Wunder, dass die mit unseren Rundfunkgebühren nicht auskommen. Wofür der ganze Aufwand? Für unsere kleine Heimat-Sendung, die am Freitag vor lauter Aufgeregtheit mehr drunter&drüber war als buten&binnen?

Eigentlich war es ganz interessant, die Hinterlassenschaften der großen Herren mal von ganz nah zu erleben. Wenn sich das bei Staatsbesuchen immer so abspielt wie hier im Rathaus, dann kann man sagen: Wenigstens wir haben Arbeit dadurch, findet Ihre     Rosi Roland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen