Der palästinensische Film „Rana‘s Wedding“ im 3001
: Leben im Ausnahmezustand

„Run, Rana, run“ titelte ein englischsprachiges Medium seine Rezension zum Film. Und tatsächlich bezieht die Geschichte wie die von Lola rennt ihren gesamten Drive aus einer Deadline: Ranas Vater möchte noch am selben Tag mit seiner Tochter nach Ägypten umziehen, es sei denn, sie entschlösse sich, einen der Heiratskandidaten zu akzeptieren, die er auf eine Liste geschrieben hat. Sie will aber, wenn schon, dann ihren Liebsten heiraten, Khalil, Theaterregisseur und überhaupt nicht in der Gunst des Vaters. Bis vier Uhr hat die noch nicht volljährige Rana Zeit, dann geht das Flugzeug.

Rana ist Palästinenserin und lebt in Jerusalem. Und das stellt sich bald als ihr eigentliches Problem heraus. Denn Khalil ist nicht auffindbar. Sie rast durch die engen Gassen der Stadt, fragt bei Freunden, spricht immer wieder auf Khalils Mailbox, erst Stunden und lange Prozeduren am Checkpoint später findet sie ihn in Ramallah. Doch dann, im gelben VW-Käfer eines Freundes, müssen sie wieder zurück, einen Standesbeamten finden, den Vater überzeugen, die nötigen Papiere besorgen.

Rana‘s Wedding ist der erste Film, den die Palestinian Film Foundation komplett finanziert hat. Hany Abu-Assad, der in Amsterdam als Produzent und Filmemacher tätig ist, musste in Jerusalem und in der Westbank dennoch ohne Drehgenehmigung arbeiten. Im Presseheft berichtet er, israelische Soldaten hätten manchmal eingegriffen, aber nicht, um das Filmen zu verhindern, sondern um die Schauspieler zu instruieren, wie sich israelische Soldaten in Wirklichkeit verhalten.

Beiläufig und mit melancholischem Humor nutzt Abu-Assad den absurden Hintergrund der Original-Schauplätze, um die Liebesgeschichte einzubetten in ein Zeugnis des Israel-Paslästina-Konflikts. Einiges bleibt dabei emblematisch wie Steine werfende Kinder oder die Zerstörung eines palästinensischen Wohnhauses. Seine Stärken hat Rana‘s Wedding dort, wo er sich jenseits allzu bekannter Tatsachen der Auseinandersetzung bewegt. Die Erlebnisse der Verliebten an den zahllosen Checkpoints des Landes erzählen viel mehr von einem Alltag unterm Ausnahmezustand als die bekannten „Skandale“ israelischer Herrschaft. Weil diese detaillierten Beobachtungen überwiegen, ist Rana‘s Wedding weit vom Pamphlet entfernt. Manchmal, das beweist Khalil eindrucksvoll vor einer Überwachungskamera, kann man mit Slapstick triumphieren.

Jana Babendererde

täglich, 19 Uhr, 3001