Hoffnung für Kanalufer

Das Bürgerbegehren der „Isebek-Initiative“ legt den Bau des Hochhauses an der Eimsbütteler Hoheluft-Chaussee lahm. Die rot-grüne Minderheitskoalition es Bezirks setzt nun auf Dialog

Liebesbriefe schmücken die Bäume am Isebekkanal, Transparente spannen sich von Ast zu Ast. „Bäume dich auf“, verkünden sie. Denn vierzehn Bäume sollen der neuen Fahrradstrecke hinterm Kaifu-Freibad weichen. Und noch vier Bäume dem Hoheluft-Kontor. Später soll dann neu gepflanzt werden, doch wo bleiben so lange Eisvogel und Bergahorn? Der Vogel und der Baum des Jahres 2009 leben beide am Kanal.  KEE

VON KENDRA ECKHORST

Eimsbüttels rot-grüne Minderheitsregierung hat den Baustart des siebengeschossigen Hochhauses am S-Bahnhof Hoheluftchaussee verschoben. Sie reagierte damit auf zunehmende Kritik von AnwohnerInnen des Isebekkanals. Diese fordern mehr öffentliche Diskussion und Transparenz, um wenigstens noch die die Grünflächen zwischen S-Bahn Hoheluftchaussee und Weidenstieg zu retten.

Am Wochenende hatten GAL und SPD die bisherigen Diskussionen ausgewertet. Man wolle sich nun um einen „breiteren Dialog“ bemühen, sagte der grüne Kreisvorsitzende Volker Bulla. Die Kritiker der Baupläne, die am 21. August 2008 ein Bürgerbegehren eingereicht haben, sollen an einen Tisch mit den Politikern geholt werden. Es geht nicht nur um den „grünnahen“ Erhalt, sondern auch um die zunehmende Privatisierung öffentlicher Flächen, sagt Bulla.

Über das Bauvorhaben am S-Bahnhof Hoheluftchaussee gibt es schon länger Streit. Dort soll das „Hoheluftkontor“ entstehen, ein sieben-geschossiger Büro- und Gebäudekomplex, der auch ein Café am Kaiser-Wilhelm-Ufer mit einschließt. Der Weg am Isebekkanal und der Zugang ans Ufer könnte dadurch eingeschränkt werden, befürchtet Bulla nun.

Der Bezirk und der Investor, die Bauplan Nord GmbH, hatten sich allerdings bereits darauf verständigt, dass das Gelände öffentlich zugänglich bleiben soll. Die Bauplan Nord wollte schon Anfang dieses Jahres mit den Bauarbeiten anfangen, aber der Baubeginn war wegen des Bürgerbegehrens hinausgeschoben worden. Die Initiative, die mittlerweile 12.000 Stimmen gesammelt hat, beklagt neben der Abholzung des Isebekkanal-Ufers auch die Gebäudehöhe. Der Pavillon von Bauplan Nord habe sich als „zweigeschössiger Cafébetrieb“ herausgestellt, sagt ihr Sprecher Harald Duchrow.

Der Eimsbüttler Bezirksregierung geht es mittlerweile eher um den Erhalt öffentlicher Flächen. Hierfür möchten sie „bereits vertragliche Vereinbarungen“ wieder lösen. Ganz so einfach dürfte das nicht sein: Das Hoheluft-Kontor wurde schon ausgeschrieben, die Verträge zwischen der Stadt und Bauplan Nord sind geschlossen. InteressentInnen für den Bürokomplex gibt es laut Manfred Brummer von Bauplan Nord auch schon.

Der Bezirk, der ursprünglich geschlossen für die Baupläne gestimmt hatte, habe „die Bevölkerung nicht mitgenommen“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Westerberger. In den ursprünglichen Plänen sieht er eine Attraktivitätssteigerung des Generalsviertels in Hoheluft. Einig ist er sich aber mit dem Grünen-Kreisvorsitzenden Bulla, dass „nun ein breit getragenes Bündnis“ ins Leben gerufen werden müsse.

Umstritten war bisher auch, was mit den Fahrradwegen zwischen Weidenstieg und Fruchtallee passieren soll. Die Bürgerinitiative bestand auf minimalen Ausbesserungen, die nicht zu stark in das Ufer eingreifen. Pläne für dessen Ausbau mit Sitzbänken und Treppen stießen auf Skepsis.

Auf diese Linie ist Grünen-Politiker Bulla jetzt eingeschwenkt: Man müsse über „naturnahe Lösungen“ nachdenken.