Banker auf Barrikaden

Mitarbeiter der Commerzbank wehren sich dagegen, dass ihre Betriebsrente zum Jahresende eingefroren wurde

FRANKFURT taz ■ Der Ton war rau gestern Vormittag im Frankfurter Bankenviertel. Rund 2.000 der über 5.000 in der Zentrale und den Filialen am Hauptsitz der Commerzbank Beschäftigten drängten sich zur Betriebsversammlung auf den Gängen, im Foyer, im Bistro des Bankenturmes am Kaiserplatz. Einige Zweigstellen im Rhein-Main-Gebiet blieben geschlossen.

Mit einem harschen offenen Brief an den Vorstand reagierte der Betriebsrat auf die Kündigung der Betriebsvereinbarung über die Betriebsrenten der Mitarbeiter: „Die Kündigung der Betriebsrenten ist charakterlos!“ Die Belegschaft in unsicheren Zeiten in „extreme Angst“ zu versetzen sei „mehr als unverschämt“. Man habe immer zur Bank gehalten und fühle sich nun „verhöhnt und betrogen“.

Einige hundert Teilnehmer nutzten dann die „kreative Mittagspause“ zur Kundgebung vor der Haustür des Konzerns. Die Kollegen „auf allen Hierarchieebenen“ bis hin zu einigen Betriebsdirektoren, so Betriebsgruppensprecherin Gabi Seum, seien „enttäuscht, wütend, sauer“. Sie sagt: „Eine modern und sozial eingestellte Bank, und das wollten Sie doch immer sein, tut so etwas nicht.“ Proteste gab es auch in Essen, Hannover, Hamburg, Mainz und München.

Gewerkschaftssekretär Herbert Bayer kritisierte den Vorstand, der bisher jedes Zeichen des Einlenkens habe vermissen lassen. Im Gegenteil habe Arbeitsdirektor Andreas de Maizière, der selbst nicht zum Verzicht bereit sei, überheblich reagiert, weil er den Mitarbeitern während der Betriebsversammlung vorgeworfen habe, sie seien „raffgierig“. Im Namen der Gewerkschaft Ver.di forderte er die Rücknahme der Streichung und kündigte weitere Aktionen an.

Leo Regneri, Personalrat der Frankfurter Sparkasse, erklärte seine Solidarität mit den Kollegen. Er warf dem Management der Commerzbank vor, „jeden Anstand verloren“ zu haben. Aber auch die Bundesregierung verhalte sich „ein klein wenig scheinheilig“, wenn sie einerseits ihr Missfallen äußere, andererseits aber selber die Besteuerung der betrieblichen Altersversorgung beschlossen habe. Die „vielen Betriebsvereinbarungen“ der Bankhäuser sollten, forderte er, Bestandteil der Tarifverhandlungen in diesem Jahr werden.

Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Demonstranten rund um die Hochhäuser des Bankenviertels. Plakate formulierten die Stimmung der Belegschaft: „Das haben wir nicht verdient!“ Heute trifft sich der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank. HEIDE PLATEN