Bitte viel Geld, aber keine Einmischung

Leibniz Gemeinschaft und Berliner FU fordern Zehn-Milliarden-Sofortprogramm für Hochschulen

BERLIN taz ■ Nachdem die SPD das Wort „Eliteuni“ in den Mund genommen hatte, war Dieter Lenzen einer der Ersten, der eine konkrete Zahl nannte. Der Präsident der Freien Universität (FU) Berlin, forderte 10 Milliarden Euro für die Hochschulen. Diese Zahl stammte nicht von ihm selbst – er hatte sie von der SPD. Die will die Ausgaben für Forschung und Bildung um ein halbes Prozent – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – steigern. „Ich wollte die Politik beim Wort nehmen“, sagte Lenzen und rechnete nach – Ergebnis: 10 Milliarden.

Damit die Diskussion nicht einschläft, hat Lenzen seine Forderung nun konkretisiert. Zusammen mit dem Präsidenten der Leibniz Gemeinschaft (WGL), Hans-Olaf Henkel, hat er ein Sofortprogramm ausgearbeitet, um einen ersten Schritt auf dem Weg zu Spitzenunis zu machen.

Punkt eins im Forderungskatalog von Henkel und Lenzen: das Zahlenverhältnis von Lehrenden und Lernenden. Um das zu verbessern, fordern die beiden 5.000 neue Professoren, außerdem 15.000 neue wissenschaftliche Mitarbeiter. Die Kosten: jährlich 3 Milliarden Euro. Hinzu kommen jeweils 2 Milliarden Euro für die technische Ausstattung der Hochschulen und das Anwerben internationaler Wissenschaftler und Studenten. Um die 10 Milliarden komplett zu machen, fordern Henkel und Lenzen noch 3 Milliarden Euro für den Ausbau der Forschungseinrichtungen.

Besonders der letzte Punkt wird Henkel sehr am Herzen gelegen haben, nachdem Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) vorgestern in Aussicht gestellt hatte, einige Forschungsinstitute nur vom Bund fördern zu lassen. Die Leibniz Gemeinschaft, zu der 80 außeruniversitäre Forschungsinstitute gehören, würde dann wahrscheinlich komplett den Ländern zufallen. Gegen dieses Vorhaben wetterte Henkel gestern erwartungsgemäß und nannte die Idee „absurd“. Er will weiterhin auch Geld vom Bund, verwahrt sich aber gegen „zentralistische Planung“.

Henkels Position ist nachvollziehbar. Unabhängigkeit in der Forschung ist dann am besten garantiert, wenn Bund und Länder zuständig sind. Sonst besteht die Gefahr, dass der einzige Geldgeber versucht, Einfluss auf die Forscher und ihre Untersuchungen zu nehmen. Andererseits könnten einige Leibniz-Institute vielleicht davon profitieren, in andere Forschungseinrichtungen übernommen zu werden. In diesem Fall würde der Wettbewerb, den Henkel sonst gerne fordert, entscheiden, wer wirklich Spitze ist. FLORIAN OEL