Senait: „Ich war noch nie so stolz“

Samstag, 2.35 Uhr, Hotellobby im Steigenberger. taz-Kandidatin Senait Mehari (26, „Herz aus Eis“) zieht ihr Grand-Prix-Fazit – und ist ein wenig sauer.

taz: Senait Mehari, warum sind Sie so genervt?

Senait Mehari: Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so stolz auf mich. Mein Vater sitzt in Kassel und heult. Und dann zieht ein Teil meines Teams eine Fratze und sagt zu mir: „Tut mir leid für dich.“ Das nervt mich maßlos. Das ist doch frustrierend. Warum soll einem denn der vierte Platz leid tun?

Haben Sie eine Erklärung?

Ich nicht, nein. Ich bin nicht nach Kiel gekommen und habe erwartet: Du musst den ersten Platz machen, dann bist du ein Star. Ich möchte als Künstlerin anerkannt werden, und das habe ich geschafft. Das ist auch wichtiger als eine Nummer eins beim Grand Prix Eurovision. Ich war doch ein No-Name, und dann auf Anhieb Platz vier – das soll mir erst mal einer nachmachen.

Können Sie den Sieg von Lou und Ralph Siegel mit „Let’s Get Happy“ nachvollziehen?

Lou ist einfach bekannt, was die Grand-Prix-Geschichte angeht, für Ralph Siegel gilt das natürlich noch viel mehr. Und seine Grand-Prix-Fangemeinde ist riesengroß. Lou macht das, was die Grand-Prix-Fans hören wollen. Das ist bedacht und berechnend. Sie als Person mag ich, aber die Taktik ist wieder beschissen. Da geht es nicht um einen guten Song, sondern nur um die Fans.

Ist nach dieser stressigen Woche jetzt erst mal Entspannen angesagt?

Um Gottes willen, nein. Ich habe eine gewaltige Energie, die reicht für zehn. Mir kann Müdigkeit nichts anhaben. Selbst wenn ich den ganzen Tag heiser bin, plötzlich, auf der Bühne, ist die Stimme wieder da. Mit 80 werde ich wohl nicht anders sein, das habe ich von meiner Oma. Mir macht es nichts aus, dass der Stress jetzt weitergeht. Und jetzt stehen eben so viele Termine, Interviews, Fotoshootings und musikalische Projekte an. Ich bin bis Mai völlig ausgebucht.

Welche Projekte stehen denn jetzt konkret an?

Im Oktober soll mein Album erscheinen. Dann wird es auch eine Deutschland-Tour geben. Allerdings nur im kleinen Rahmen, in Clubs. Und dann habe ich noch ein Gespräch mit MTV, die mich für ihren Sender wollen.

Was ist dran an den Gerüchten, Sie werden mit Tobias Schacht, dem „Jungen mit der Gitarre“, eine Single aufnehmen?

Das stimmt. Nächste Woche werden wir im Duett singen. Ich mag Tobias einfach. In den könnte ich mich verlieben – seelisch, meine ich. INTERVIEW: THILO KNOTT