Vorsorge auf türkisch

Türkei verlegt Panzer in den Nordirak. Die USA stocken ihr Kontingent an Truppen und Material im Südosten der Türkei auf

ISTANBUL dpa/afp ■ Ungeachtet des Neins des türkischen Parlaments zu einem US-Truppenaufmarsch in der Türkei verstärken Amerikaner und Türken mit Blick auf den drohenden Irakkrieg ihre militärischen Vorbereitungen. Die türkische Armee verlegte am Sonntag Panzer in den Nordirak, wie der Nachrichtensender NTV berichtete. Die Panzer seien am Übergang Habur auf Sattelschleppern über die Grenze gebracht worden. Der Konvoi hat demnach unter strenger Bewachung von Sicherheitskräften der Demokratischen Partei Kurdistans die Kleinstadt Dohuk passiert und einen türkischen Stützpunkt auf nordirakischem Gebiet angesteuert. Über die genaue Zahl der Panzer machte der Sender keine Angaben.

Die Türkei hatte in den vergangenen Tagen rund 500 Militärfahrzeuge, Panzer und anderes militärisches Gerät an die Grenze zum Irak verlegt. Der türkische Generalstab bezeichnete den Aufmarsch als Vorsorgemaßnahme.

Das US-Militär setzte auch am Sonntag die Entladung von Schiffen im Mittelmeerhafen Iskenderun und die Transporte in den Südosten der Türkei fort, wie die Nachrichtenagentur Anadolu und der Sender NTV berichteten. Zwei neue US-Konvois mit Material und Fahrzeugen hätten am Sonntagmorgen den Hafen verlassen. Offiziell geschieht dies zum Zweck des vom Parlament genehmigten Ausbaus türkischer Häfen und Stützpunkte, wie der türkische Generalstab erst jüngst bekräftigte. Die US-Botschaft in Ankara erklärte entsprechend, bei der Aufstockung handele es sich nicht um Kampftruppen.

Widerstand gegen die US-Transporte regt sich unterdessen im Parlament von Ankara. „Die Fernsehbilder stören mich ungemein“, zitierten türkische Zeitungen am Sonntag den Parlamentspräsidenten Bülent Arinc, „sie lassen mir die Haare zu Berge stehen.“ Arinc habe die Abgeordneten der Opposition, die sich ebenfalls „beunruhigt“ gezeigt hätten, aufgefordert, die „Kontrollmechanismen“ des Parlaments in Gang zu setzen.

In der Türkei wird damit gerechnet, dass die islamisch-konservative Regierung in Ankara demnächst einen neuen Anlauf unternehmen wird, um den Amerikanern doch noch durch einen Parlamentsbeschluss die Nutzung türkischer Stützpunkte und die Stationierung zehntausender Soldaten für eine Nordoffensive gegen den Irak zu ermöglichen.