Gerster kämpft um jeden Job

Am Tag vor der entscheidenden Sitzung des Verwaltungsrats versucht der Chef der Bundesagentur für Arbeit alles, um im Amt zu bleiben. Doch in der SPD schwindet der Rückhalt für Florian Gerster

BERLIN/NÜRNBERG dpa/taz ■ Mit einem solchen Engagement setzte sich der Chef der Bundesagentur für Arbeit noch nie für einen einzelnen Arbeitsplatz ein. Gestern sagte Florian Gerster alle Termine ab und nahm sich den ganzen Tag frei, um sich auf das entscheidende Personalgespräch am heutigen Samstag vorzubereiten. Der Job, den er am heutigen Samstag vor dem Verwaltungsrat der Nürnberger Behörde verteidigen wird, ist sein eigener – und schon im Vorfeld mehrten sich die Anzeichen, dass Gerster selbst ins Heer der 4,3 Millionen Arbeitslosen einrückt.

Als erster prominenter Sozialdemokrat sagte der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Harald Schartau seinem Parteifreund ein solches Schicksal voraus. Schartau sagte gestern im Deutschlandfunk, Gerster habe keine Chance mehr. Er genieße vor allem in der Öffentlichkeit nicht mehr das Vertrauen, die schwierige Umstrukturierung der Behörde weiter zu gestalten. Ganz unverblümt sägte auch der Nürnberger Personalratsvorsitzende Eberhard Einsiedler am Stuhl seines Chefs. Er sagte, die mitten im Reformprozess steckende Agentur könne sich keine Daueraffäre leisten. In der Belegschaft gebe es nur wenige, die Gerster nachweinen würden.

In der Führungsetage erhielt der Vorstandsvorsitzende dagegen noch Rückhalt. Ein Manager der Bundesagentur sagte voraus, das Votum des Verwaltungsrats werde „bestimmt wieder pflaumenweich ausfallen“. Deshalb werde sich die Bundesregierung „schwer tun, Gerster zu entlassen“. Der Bericht der Innenrevision belaste den Behördenchef jedenfalls weniger als bisher angenommen.

Aufs Arbeitsamt müsste sich Gerster im Entlassungsfall nicht bemühen. Unklar ist nach Medienberichten lediglich die Höhe seiner Abfindung. Gestern war von 375.000 Euro die Rede. Bei Amtsantritt hatte es sogar geheißen, der Vorstandsvorsitzende erhalte im Entlassungsfall seine Jahresbezüge in Höhe von 250.000 Euro bis zum Ablauf des Fünfjahresvertrags Anfang 2007 weitergezahlt. Daraus ergäbe sich eine Summe von rund 750.000 Euro. Weiter hieß es, die Abfindung werde auch bei einem freiwilligen Rücktritt gezahlt. Auch über mögliche Nachfolger wurde bereits spekuliert. Es kursierten die Namen des Wirtschafts-Staatssekretärs Alfred Tacke, des Arbeits-Staatsekretärs Gerd Andres sowie des Nürnberger Vorstandsmitglieds Heinrich Alt. RAB

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