Wenig Stoff für eine große Diskussion

Die Fußballer Kameruns sorgen beim Afrika-Cup mal wieder für Aufsehen. Dies erregen sie allerdings nicht durch ihr 1:1 gegen Algerien, sondern durch ihre einteiligen Trikots. Die Fifa ist davon nicht begeistert und will sie verbieten lassen

SOUSSE taz ■ Stoff für Kontroversen gab es hinsichtlich des ersten Spiels von Kamerun beim Afrika-Cup (1:1 gegen Algerien) genug. Und wie schon zwei Jahre zuvor in Mali sorgt ein neu entwickeltes Trikot des Titelverteidigers für Unstimmigkeiten zwischen dem Fußball-Weltverband (Fifa) und dem Verband Kameruns. Das Ganzkörper-Jersey mit zwei verdeckt angebrachten Reißverschlüssen an den Schultern sei nicht regelkonform, wetterte Fifa-Präsident Joseph Blatter auf einer Pressekonferenz: „Wenn Kamerun mit diesem Outfit aufläuft, verstößt es gegen die Regeln des Spiels.“ Dem Präsidenten zufolge sähe die Regel vor, dass die Spielkleidung aus einem Oberteil, einer Hose und Stutzen bestehen müsse. Puma, der Trikothersteller und Sponsor der Fußballer Kameruns, zeigt sich ob der Intervention Blatters verwundert, da dieser auf einem Turnier des afrikanischen Fußballverbandes nur bedingt weisungsbefugt sei. „Wir stellen doch keine Trikots her, ohne die offiziellen Regeln vorher von Rechtsberatern mehrfach überprüfen zu lassen“, heißt es von Seiten Pumas. Tatsächlich werde in keiner Passage der Regeln ein einteiliges Jersey verboten. Ende Februar, zwei Wochen nach Beendigung des Afrika-Cups, wird der Fall nun die Fifa beschäftigen.

Völlig unerwartet kam am Sonntag die Entscheidung des Schiedsrichters, Codjia Coffi aus Benin, die Partie gegen Algerien nicht anpfeifen zu wollen, sollte Kamerun in den neuen Pellen auflaufen. Hektisch organisierte der Hersteller ein Fax mit der Erlaubnis des afrikanischen Fußballpräsidenten, Issa Hayatou. Der hatte auf der Pressekonferenz an der Seite Blatters freilich zuvor noch verkündet, dass die Regeln solche Trikots nicht vorsähen. Mit dem afrikanischen Verband sei bereits Monate vorher die neue Kleidung durchgesprochen worden, kontern dies wiederum die verantwortlichen Puma-Mitarbeiter.

Ein Verbot der Trikots sollte sich die Fifa allerdings gut überlegen, verhindert der Einteiler doch die ihrerseits verschmähten Modeerscheinungen, wie aus den Hosen heraushängende Trikots oder das Entkleiden nach einem Torerfolg. Auch Spieler wie Kaiserslauterns Bill Tchato oder der von Hannover umworbene Rigobert Song finden die Aufregung um den neuen Dress albern. „Für die Spieler ist es von Vorteil: Die Gegner können einen nicht mehr am Trikot festhalten.“

Ein Vorteil, der sich auf dem Spielfeld bei dem kaum zufrieden stellenden 1:1 gegen das junge und ambitionierte Team aus Algerien für Kamerun nicht ausgezahlt hat. Geradezu aufreizend stellten die Kameruner ihre individuelle Überlegenheit zur Schau und übernahmen zügig die Kontrolle im Spiel. Mit Chelseas Geremi, Mallorcas Eto’o, Altstar Patrick Mboma (Tokio) sowie dem für Hannover spielenden Mohammadou Idrissou bildeten die Westafrikaner teilweise eine Vierer-Angriffskette und kamen zu zahlreichen Torchancen. Jedoch: Nur eine davon nutzte Mboma in der 44. Minute nach einer Flanke von Geremi. So kam Algerien, das in der mit Ägypten und Simbabwe stark besetzten Gruppe ebenfalls das Achtelfinale anpeilt, nach einem schwach geklärten Eckstoß durch Brahim Zafour (51.) zum glücklichen Ausgleich und konnte diesen trotz zweier Großchancen Kameruns durch Eto’o und Atoube halten. „Jetzt müssen wir beide Spiele gewinnen. Das ist vielleicht einfacher, als wenn man nicht gewinnen muss“, schmollte Kameruns deutscher Coach Winfried Schäfer hernach.

Die neuen Trikots haben dem unzureichenden Ergebnis jedenfalls vorgegriffen. An den Seiten sollen eingearbeitete Schrammen Spuren von Löwenkrallen andeuten. Verletzt und angekratzt müssen die unzähmbaren Löwen nun aufpassen, dass sie nicht von Simbabwe oder Ägypten erlegt werden. OKE GÖTTLICH