Ulrich Fuchs an Martin Rooney
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Lieber Martin Rooney,

Dass durch die Debatte um die Absage der Preisverleihung am 8.März [...] Ihr Engagement für die Rechte von Minderheiten, Ihre Studien zu Armin T. Wegner so ganz aus dem Blickfeld geraten sind, ist die unerfreuliche Begleiterscheinung einer vielleicht am Ende auch klärenden Auseinandersetzung. Der Verein der Freunde und Förderer der Villa Ichon, zu dessen Vorstand ich gehöre, hatte Ihnen den Preis [...] einstimmig verliehen, und zu dieser Entscheidung stehe ich noch immer. [...] Allerdings waren wir alle im Vorstand von Ihrem Leserbrief überrascht, irritiert und auch verärgert, da Sie darin erstaunlich undifferenziert und affektiv zu einer politischen und weltbewegenden Frage Stellung nehmen. [...] Selbstverständlich haben Sie das Recht, Parolen und Äußerungen der Anti-Kriegs-Demonstrationen zu kritisieren. Aber wäre es für einen Friedenspreisträger nicht doch auch richtig gewesen, sich im gleichen Atemzug zugunsten einer Irak-Politik auszusprechen, die im Einklang mit den Prinzipien des Völkerrechts [...] steht? [...]

Ich teile Ihre Meinung, dass es der [...] Friedensbewegung in der Vergangenheit und Gegenwart genauso wenig gelungen ist, gegen das Terror-Regime Saddam Husseins zu mobilisieren, wie denen, die an den Demonstrationen der Friedensbewegung notorisch deren Defizite zu benennen wissen, ohne in der Regel auf eine eigene alternative Praxis verweisen zu können. [...] Ich hatte es besser gefunden, mich mit Ihnen am 8. März in der Villa Ichon offen und respektvoll auseinander zu setzen. Die Mehrheit im Vorstand hielt es aber für richtiger, Sie und andere zu dieser Debatte für einen späteren Zeitpunkt (29. März) [...] einzuladen. Selbstverständlich trage ich diesen Mehrheitsentschluss des Vorstands mit, mache aber aus meiner Minderheitenposition auch kein Hehl. [...] Lieber Martin Rooney, ungeachtet aller Differenzen [...] habe ich hohen Respekt vor Ihrer Arbeit und Ihrem Engagement. Mit freundlichen Grüßen Ulrich Fuchs