Ryanair stürzt sich auf Berlin

Die Billig-Fluglinie soll auch in der Hauptstadt starten – in Neuhardenberg entsteht eigens ein neuer Flughafen, ab Mai starten die ersten Flieger von Schönefeld aus

Neuhardenberg, 70 Kilometer östlich von Berlin. Ein Idyll im märkischen Land. Bald sollen hier Jets starten und landen, die den Schriftzug der irischen Billig-Airline „Ryanair“ tragen. Der Flugverkehr soll hier, am ehemaligen Standort der DDR-Regierungsflugstaffel, schon im September/Oktober beginnen, sagt Dieter Vornhagen, Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft Grundwert Brandenburg GmbH, die das 700 Hektor große Areal eben ausbaut.

Ab Mai wird Ryanair die Route von Berlin nach London-Stansted jedoch erst mal vom Flughafen Schönefeld aus bedienen. Täglich drei Flüge soll es geben – schon ab 28 Euro. Der Flughafen in Neuhardenberg soll Schönefeld und dem dort geplanten Großflughafen aber keine Konkurrenz machen, betont Vornhagen. „Wir wollen gleichberechtigte Partner sein.“ Ryanair werde auch weiterhin Schönefeld anfliegen. Vornhagen stellt sich Neuhardenberg eher als „Drehkreuz Ost“ vor und setzt auf Kunden aus Polen. Aber auch auf die Anbindung nach Berlin: Knapp eine Stunde soll der Bus-Transfer vom Gendarmenmarkt zum Flugplatz in der Mark nach den derzeitigen Planungen dauern.

Ryanair bedient derzeit vierFlughäfen in Deutschland: Hahn, Lübeck, Niederrhein und Friedrichshafen, ab Mai kommt noch Altenburg-Nobitz nahe Leipzig dazu. Das Unternehmen setzt auf kleine Landeplätze, oft weit außerhalb der großen Zielorte. Dort spart es unter anderem an den Fluggebühren. So flogen im vorigen Jahr etwa 12 Millionen Passagiere mit Ryanair. Und es sollen noch mehr werden. „Wir stehen mit über 45 Flughäfen in Europa in Verhandlung“, sagt Caroline Baldwin, Leiterin Ryanair Deutschland.

Die Entwicklung in Neuhardenberg sei mit der des Flugplatzes bei Hahn im Hunsrück identisch, erklärt Vornhagen. Hahn ist ebenfalls ein ehemaliger Militärflughafen. Dort sind bis heute 330 Jobs entstanden. Vornhagen rechnet mit 430 Mitarbeitern, um Ryanair zu betreuen. Außerdem sei man mit weiteren Fluggesellschaften im Gespräch.

JULIANE GRINGER