die stimme der kritik
: betr: freie fritten

Die Heimatfront steht – zumindest auf dem Tisch

Die Initiative des Repräsentantenhauses in Washington, die French Fries in der häuslichen Kantine in „Freedom Fries“ und den French Toast in „Freedom Toast“ umzubenennen, war mehr als überfällig. Höchste Zeit, die niederträchtigen Feiglinge, die sich weigern, den USA beim Niederbomben eines missliebigen Staates nach dem anderen zur Seite zu stehen, auch sprachlich und kulinarisch in die Schranken zu weisen. Natürlich darf die Kampagne nicht bei den ehrenwerten und politisch hochempfindlichen Mägen der Repräsentanten stehen bleiben, sondern muss zügig auf das ganze Land und die verbalen Anschläge anderer widerspenstiger Staaten ausgedehnt werden. So sollte sich der pazifistische Hamburger schleunigst in einen aufrechten „Warburger“ verwandeln, der Chicken Burger wird mit dem Präfix „German“ versehen. Kalifornischer Sauvignon hat natürlich ausgedient und heißt fortan „Dark Red Strange Tasting Liquid“ oder wenigstens „Frenchman’s Blood“. Auch das French Quarter in New Orleans ist Geschichte. Zu Ehren der acht europäischen Arschkriecherstaaten wird es kurz und bündig in „Spanish Harlem“ umbenannt. Die französisch sprechenden Cajuns in Louisiana werden ohnehin zügig zwangssepariert und zu unerwünschten Fundamentalisten erklärt. Wäre doch gelacht, wenn man ihnen nicht ein paar nukleare Sprengköpfe so geschickt in ihre Sümpfe praktizieren könnte, dass sie selbst der blöde Blix findet. Haben wir schon erwähnt, dass New Orleans fürderhin New Rumsfield heißt?

Wodka gibt es, solange Putin zickt, nur noch aus Polen, und Filme von Steven Spielberg werden verboten, es sei denn, er schließt sich dem Beispiel von John Denver (John Deutschendorf) und Steppenwolfs John Kay (Joachim Kraudelat) an und nennt sich künftig Steven Playstation. Auch an intimeren Bereichen sollte die sprachliche Unabhängigkeitserklärung nicht vorübergehen. Daher tragen die allseits beliebten „Frenchies“ künftig zum Wohle patriotischer Geburtenkontrolle den hübschen Namen „Bushies“.

Geschlossen werden selbstredend die in nahezu jeder großen Stadt befindlichen Etablissements mit der Bezeichnung „Brauhaus“ oder „Biergarten“. Sollte sich dies als unvereinbar mit der Lebensqualität des US-Bürgers erweisen, werden wenigstens die gereichten Speisen und Getränke umbenannt. „Löwenbräu“ firmiert künftig als „Hasenpisse“, und auch für die beliebte „Schweinshaxe“ steht ein ideologisch einwandfreier Begriff bereit: „Die Haxe des Bösen“.

MATTI LIESKE