h.g. hollein Räumdienst

Die Frau, mit der ich lebe, denkt praktisch. Deshalb findet sie auch „Hamburg räumt auf“ eine prima Sache. „Ruf da gleich an“, beschied mich die Gefährtin, kaum dass die Aktion im Morgenradio angekündigt wurde. „Deine Eltern kommen zu Besuch, da sollen die vorher noch schnell eine Putzkolonne vorbeischicken.“ Und der Dachboden könne auch mal wieder eine ordnende Hand gebrauchen. Ich hege gewisse Zweifel, ob ich diese Auslegung den Koordinatoren des lokalpatriotischen Aufbruchs in sauberere Zeiten plausibel machen kann. Aber unter Umständen lassen sie sich ja auf ein Gegengeschäft ein. Ich könnte zum Beispiel die Gefährtin als Freiwillige zum Ausmisten des Alsterufers anmelden. Den wohlgeformten Körper im kleidsamen Blaumann, die zierlichen Füße in zünftigen Gummistiefeln, in der Hand die Greifkralle und im Mundwinkel die Zigarette, gäbe die Gefährtin zweifellos ein putziges Bild ab. Einen nicht unbeträchtlichen Unterhaltungswert hätte es auch, wenn morgens um sechs ihre Kolonnenkameraden auf dem Plan stünden und mit einem fröhlich-forschen „Dann woll‘n wir mal!“ eine strampelnde und zeternde Gefährtin aus dem Haus und zum Ort ihrer reinigenden Bestimmung trügen. Das müsse ein Missverständnis sein, wird sie womöglich beharren, worüber man aber vermutlich mit einem jovialen „Ja, ja, das sagen sie alle“ hinweggehen wird. „Du tust es für die größere Sache!“ werde ich ihr nachrufen und: „Ich warte auf dich!“ Und wenn sie dann müde aber erfüllt zurückkehrt, harrt unser, denke ich mal, ein unvergesslicher Abend.