Einfluss auf die Influenza

Wenn die Viren fließen: Abwarten und Tee trinken hilft nicht immer. Eine echte Grippe kann lebensgefährlich werden

Arme und Beine sind steif. Im Schädel dröhnt ein Presslufthammer. Schweiß perlt auf der Stirn, plötzlich Gänsehaut. Der Hals ist trocken, die Zunge belegt, die Nase läuft. 38,5 Grad auf der Skala. Grippaler Infekt? Grippe? Hoffentlich nicht. „Denn eine echte Grippe kann lebensgefährlich werden.“ sagt Dr. Friedrich Hach (55), Vorsitzender des Hamburger Hausärzteverbandes.

Meist wird der Arzt einen grip-palen Infekt feststellen und fie-brige Erkältung meinen. Dage-gen helfen Kräutertee, Schlaf und Spaziergänge. Aus der Apotheke gibt es Hustensaft, Nasenspray, Tabletten gegen die Kopfschmerzen und das Fieber. Auch empfehlen sich Dampf- oder Fußbäder und Brustwickel mit Lavendel. Wenn die Beschwerden ungestüm schlimmer werden, könnte es es sich um Grippe han-deln. „Sofort zum Arzt“, rät Dr. Hach. Die Behandlung ist dann eine andere. Jeder Arzt legt sie individuell fest.

Grippe, medizinisch Influenza, stammt vom lateinischen Verb „influere“ – hineinfließen. Und was hineinfließt sind Viren. Viren, die die oberen Atemwege befallen und sich in kurzer Zeit im ganzen Körper ausbreiten. „Etwa 4000 verschiedene Viren sind bekannt. Die Influenza-Typen verändern sich. Jährlich kommen zwei bis drei hinzu“, erklärt Hach. Deshalb wird der Impfstoff jeden September nach Maßgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) neu bereitgestellt. In drei bis acht Tagen wird der Impfstoff wirksam und schützt ein Jahr. Negatives? „An der Einspritzstelle kann es zu Rötungen der Haut kommen, die meist rasch verschwinden.“ Verursacht werden sie durch Konservierungsmittel, sogenannte Stabilisatoren.

Grippeviren haben zu jeder Jahreszeit Konjunktur. „Über den Jahreswechsel sind die Menschen empfindlicher. Das vegetative Nervensystem kommt mit der Kälte-Wärme-Umstellung nicht zurecht“, weiß der Mediziner. Grippe wird durch Tröpfchen beim Niesen oder Husten übertragen. „Der einzige Schutz ist das Impfen.“ Bei Grippe bestehe „immer die Gefahr einer Epidemie. Doch je mehr sich impfen lassen, desto besser sind alle geschützt.“ Nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) in Marburg sterben jährlich etwa 5000 bis 8000 Menschen in Deutschland an Grippe oder ihren Folgen.

Die Spritze kostet pauschal 11 Euro. Fast alle Krankenkassen zahlen. Geimpft werden sollten Kinder mit Asthma, Neurodermitis, Herzfehlern und anderen Dauererkrankungen, Frauen und Männer ab 50 Jahre, alle chronisch Kranken jeden Alters, Menschen mit Nieren- und Leberschäden, Stoffwechselstörungen, Aids. Und alle, die beruflich Kontakt zu vielen Menschen haben.

Und auch wenn Dr. Hach als beste Impfzeit „grundsätzlich September bis November“ ausmacht: „Impfen lassen kann man sich immer, auch, wenn man eine Erkältung hat.“ Und besonders dann, wenn die Grippewelle rollt. PEGGY WOLF

Informationen im Internet: www.grippewarnung.de