Das elitäre Millionenspiel

Die drei großen Berliner Unis sind heiß auf die Elite-Förderung der Bundesregierung. Bewerben wollen sich alle um den Bildungsjackpot. Selbst die UdK präsentiert sich schon als perfekte Elite

VON BERNHARD HÜBNER
UND ANNA LEHMANN

Der Preis ist heiß: 50 Millionen Euro, und das gleich fünf Jahre hintereinander. Und die Frage an die Hochschul-Kandidaten scheint einfach. „Sind sei eine Eliteuniversität?“ Vier Antwortmöglichkeiten hat Gerhard Schröder, Quizmaster der Regierungsshow „Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuniversitäten“, vorgegeben:a) Ja, denn ich habe Stärken in einer Breite von Fächern.b) Ja, denn ich habe Entwicklungspotenzial. c) Ja, denn ich kann dieses Potenzial auch nutzen.d) Ja, denn ich habe die richtigen Partner in Wirtschaft und Forschung.

Anders als der Quizmaster für das gemeine Volk, Günter Jauch, hat der Elitenprüfer aber eine kleine Gemeinheit eingebaut. Alle vier Antworten sind richtig – und lügen dürfen die Kandidaten nicht. Dennoch sind die Berliner Unis geil auf die Millionen.

Selbstsicher zeigt sich die Humboldt-Universität. Sie hat perfekte Kontakte. Für Schröder ist sie schon Elite-Kandidat. „Wir glauben, dass wir nicht umsonst genannt wurden“, gibt sich HU-Sprecherin Susanne Morgner siegessicher. Sie verweist auf das Ranking des Zentrums für Hochschulentwicklung, das sieben von neun HU-Fakultäten Forschungsstärke bescheinigt hat. Und die HU kann Latein: „Wir verstehen uns als eine universitas litterarum“, eine Uni für die ganze Lehre, sagt Morgner.

Die TU nimmt die Herausforderung ohne mit der Wimper zu Zucken an. „Wir sind selbstbewusst genug, uns auch zu bewerben“, sagt TU-Sprecherin Krista Zerges. Die Stärken: Die Uni arbeitet seit Jahren mit Siemens, Bertelsmann und DaimlerChrysler zusammen. Ein Punkt an die TU für die richtigen Partner. Präsident Kurt Kutzler zufolge sind Fächer wie Mathematik und Physik bereits Spitze, also noch ein Punkt an die TU. Schon Kutzlers Vorgänger Jürgen Ewers wollte die Uni in die weltweite Top Ten aufrücken lassen. Für die TU geht es ganz klar eher um Prestige als um Preise. Bei einem Jahresetat von 360 Millionen seien 50 Millionen ein Tropfen auf den heißen Stein, seufzt TU-Sprecherin Krista Zerges. Eine elitäre C4-Professur koste samt Mitarbeitern und Gerät über 700.000 Euro jährlich. Und selbst das ist billig – der ärgste Konkurrent, die TU Aachen, dotiert Elite-Profs mit mehr als einer Million Euro.

Auch die Freie Universität spielt „auf jeden Fall mit“, zieht Präsident Dieter Lenzen nach. Er setzt auf seine 16 Leibniz-Preisträger im Personal, „internationale“ Kontakte und „viele“ Projekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Doch wo sind Ihre Spitzenfächer, Herr Lenzen? Ehemals blühende Zweige wie Soziologie und Sprachwissenschaften sterben still aus. Außerdem meckert Lenzen über die Höhe des Preisgeldes, das weit hinter bisher genannten Größen von zehn Milliarden Euro zurückbleibe. Da ärgert jemand die Jury, bevor es sie überhaupt gibt. So kommt die FU noch nicht mal in die Runde der besten zehn.

Den Außenseiterbonus hat die Universität der Künste (UDK). Obwohl noch nicht entschieden ist, ob die UDK zum Wissensquiz antritt, ist man sicher: „Wir sind schon Spitze“. Das betont zumindest Sprecher Jörg Kirchhoff. Die UDK wähle all ihre Studenten persönlich aus, Absolventen aus Grafik und Musik würden von der Bank weg rekrutiert. Eindeutige Merkmale einer Eliteuniversität, hier heißt es also: aufpassen. Zumal die 50 Millionen gleich den Jahresetat der UdK verdoppeln würden.