berliner szenen Marianne und Klaus

Jazz für zwei

Natürlich passte auch dieses kleine Ungeschick. Auf dem Flügel zwei Cocktailgläser mit einem glutroten Gesöff. Dazu coole Jazzmelodien. Und Christian Schodos zückt das Zigarettenetui, lässt das Feuerzeug schnippen, und Marianne Rosenberg nippt mehr, als dass sie raucht, an der aufglühenden Zigarette. Schon nach dem ersten Zug beginnt sie fürchterlich zu husten. Nimmt erschreckt einen Schluck Wasser. Nützt aber nichts. Die Stimme ist belegt und klingt, als hätte sie bereits eine ganze Flasche dieses Hochprozentigen konsumiert und mindestens zwei Schachteln Zigaretten geraucht. „Das kommt davon, wenn man es nicht kann“, sagt die Nichtraucherin und ärgert sich über sich selbst. Eine Raucherin zu spielen ist für eine Nichtraucherin schwieriger als für eine Popdiva, zur Swing-Lady zu werden. Noch ein Schluck Wasser, und das Nikotin ist offensichtlich wieder von den Stimmbändern heruntergespült.

Danach konnte sich Marianne Rosenberg in der Bar jeder Vernunft ganz dem neuen Kapitel ihrer Karriere widmen. „Cocktails for two“ heißt ihr Gemeinschaftsprogramm mit dem Musicalsänger Christian Schodos. Die Popidva als Jazzchansonette. Mit sichtlicher Anspannung und doch ganz galant erfüllte sie sich ihren Kindheitstraum und präsentierte sich in einer neuen musikalischen Rolle. Und in einem ungewohnten Outfit: In ihrem schwarzen Hosenanzug samt Krawatte machte sie eine klasse Figur. Ihre Fans waren entzückt, das skeptische Premierenpublikum war überzeugt, und unser Regierender pfiff sogar anerkennend auf den Fingern. Und dabei hatte Klaus Wowereit die ganze Show hindurch mit seinen Tischnachbarn Walter Momper und Sandra Maischberger unhöflicherweise laut gequatscht.

AXEL SCHOCK