Gerupfter Federball

In der Badminton-Bundesliga bleibt das Geld aus und Top-Mannschaften wie Südring Berlin ziehen sich zurück

BERLIN taz ■ Die Badminton-Bundesliga lässt zur Zeit gewaltig Federn: Diese Woche hat der viermalige deutsche Meister BC Eintracht Südring Berlin seine Bundesligamannschaft für die kommende Spielzeit zurückgezogen. Bereits Ende Januar hatte der amtierende Meister Bayer 05 Uerdingen seinen Verzicht auf den Start in der höchsten deutschen Spielklasse erklärt. Und mit dem VfB Friedrichshafen bangt auch der Vizemeister um seine leistungssportliche Existenz.

Das Problem ist in allen drei Fällen schnell ausgemacht: Es fehlt an Sponsorengeld, um die Etats der mit ausländischen Weltranglistenspielern gespickten Teams zu decken. In Uerdingen kündigte der Bayer-Konzern schon im vergangenen Jahr an, die Zahlungen an die Profiabteilung der Federballer einzustellen. Auch in Friedrichshafen zieht sich der Hauptsponsor kommende Saison zurück. Die Berliner Eintracht musste schon diese Punkterunde ohne Hauptsponsor bestreiten. „Nur durch persönliches Engagement konnte die Lücke geschlossen werden“, erklärt der Berliner Manager Rainer Behnisch.

Über Jahre war die Badminton-Bundesliga die stärkste Liga Europas. Derzeit messen sich hochrangige Weltranglistenspieler aus Dänemark, Holland oder England in den Ligabegegnungen. Mancher Verein leistet sich sogar Exotik: Für den BC Bonn-Beuel loppt mit Yangchun Xie ein chinesischer Nationalspieler den Ball übers Netz. Seit 1999 weilt der 29-jährige Asiate während der acht Monate langen Saison in Bonn. So viel Prominenz kostet Geld. Die Saisonetats der nun gestürzten Ligagrößen Berlin und Uerdingen betrugen 100.000 bzw. 200.000 Euro pro Jahr.

„Dass die Seifenblase nicht ewig halten würde, war klar“, sagt Martin Knupp, Vizepräsident des Deutschen Badmintonverbandes (DBV). Einzelne engagierte Vereinsfunktionäre hätten ihre Mannschaften auf der Suche nach dem Erfolg mit Ausländern verstärkt, erklärt Knupp. „Nicht jeder in unserem Verband war mit diesen Auswüchsen einverstanden.“ Diverse Versuche des Verbandes, die Ausländerzahl zu beschränken, seien von den Vereinen aber immer wieder unterlaufen worden. Bereits in der vergangenen Saison war aus den „großen Vier“ der Liga ein Trio geworden: Neben Berlin, Uerdingen und Friedrichshafen hatte auch Wiesbaden viel Geld in die Mannschaft gepumpt, bis im Frühjahr 2002 das Aus kam.

Es gibt in der Liga aber auch Beispiele, wo mit Weitsicht Ausländer unter Vertrag genommen worden sind: Beim FC Langenfeld steht der Pole Przemyslaw Wacha unter Vertrag, die Nummer 31 der Welt. „Ohne ihn hätte sich der derzeit beste deutsche Spieler, Björn Joppien, niemals unter die Top 20 der Welt gespielt“, meint DBV-Mann Knupp. Und auch Xie, der chinesische Nationalspieler in Bonn, habe die Entwicklung der beiden deutschen Nachwuchsspieler Ian Maywald und Marc Zwiebler gefördert. „Es geht nicht um die Frage: Ausländer ja oder nein?, sondern um die Frage: Wie viele Ausländer?“, sagt Knupp.

„Unsere Kosten sind durch die Ausländer ins Uferlose gestiegen“, gesteht Alfred Swyen vom Meister aus Uerdingen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis seiner Top-Spieler habe aber gestimmt, bekräftigt der Uerdinger Manager. Seine Mannschaft ist seit 1993 fünfmal deutscher Meister geworden. Bei vier Europacup-Teilnahmen gab es vier dritte Plätze. „Wir haben nichts verbraten, wir haben gute Leistungen gezeigt“, meint Swyen. Damit ist es nun erst einmal vorbei, auf die Uerdinger wartet die Regionalliga.

Der Neuanfang nach dem vorläufigen Ende der „großen vier“ birgt Chancen: Die Zweiklassen-Gesellschaft der Bundesliga ist passé. Spannung könnte in den Badmintonhallen wieder Einzug halten. „Jetzt weiß man nicht schon vorher, wie ein Spiel ausgeht“, meint Martin Knupp. In den nachrückenden Vereinen kommt der deutsche Nachwuchs vermehrt zum Zug.

„Ein Jahr wird es in der Liga ruhiger sein“, vermutet Knupp. Danach könnte es aber wieder dazu kommen, dass einzelne Mannschaften zusammengekauft werden. Auch im unterklassigen Bereich gebe es Vereine, hinter denen engagierte, ehrgeizige Macher ständen, beschreibt der Funktionär die Lage. Ein Kreislauf. „Es ist ein Kommen und Gehen.“ MARTIN GROPP