Angst ist kein Stornogrund

Die Branchenriesen im Tourismus sind auf Umbuchungen von Reisen im Falle eines Irakkrieges vorbereitet

Mit der wachsenden Kriegsgefahr im Irak steigt auch die Angst deutscher Urlauber vor militärischen Aktionen und Terroranschlägen im Ausland. Viele Reisende, die schon seit langem gebucht haben und in den kommenden Wochen eigentlich nach Amerika, England, Ägypten oder Tunesien ausschwärmen wollten, fragen sich inzwischen, ob sie den Urlaub überhaupt antreten sollten. Vor allem Türkei-Touristen sind verunsichert. Das Urlaubsland grenzt direkt an Irak. „Wer gebucht hat und ängstlich ist, sollte jetzt versuchen, in ein anderes Land auszuweichen“, rät Petra von Rhein, Juristin der Verbraucherzentrale Bayern. Umbuchen ist die billigste Variante, bereits festgezurrte Urlaubspläne zu kippen. Ein Storno kann teuer werden. Angst ist im Reiserecht nicht als Grund für einen kostenlosen Rückzug vom Vertrag vorgesehen – auch nicht bei Kriegsausbruch in einem Land, das direkt ans Urlaubsziel grenzt.

Terrordrohungen oder bereits erfolgte Anschläge rechtfertigen ebenfalls noch keinen Rücktritt. Nur wenn das Auswärtige Amt offiziell vor den Sicherheitsrisiken in einem Staat wie der Türkei, Ägypten, USA oder England warnt, können Touristen ihre Reise dorthin kostenfrei absagen. Das ist zurzeit aber nicht der Fall. Die Behörde rät momentan lediglich zu besonderer Vorsicht im Südosten der Türkei sowie von Fahrten aus dem Land in den Nordirak ab. Zugleich gibt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite allgemein zu bedenken: Sollte es zu „militärischen Zwangsmaßnahmen gegen den Irak“ kommen, müsse man mit einem erhöhten Risiko terroristischer Anschläge rechnen. Ziele könnten unter anderem Sehenswürdigkeiten, Flugzeuge, Flughäfen, Eisenbahnen, Häfen oder große Menschenansammlungen sein. Bei der Reiseplanung solle bedacht werden, dass sich die Sicherheitslage rasch ändern könne. Reiseveranstalter sind zwar nicht verpflichtet, aber in der Regel bereit, Kunden bei der Umbuchung entgegenzukommen.

Die Riesen der Branche wie TUI, Neckermann, andere Thomas-Cook-Konzerntöchter sowie Rewe-Reisen haben sich für Umbuchungswünsche gerüstet. „Noch warten die Leute ab.“ Frühbucher haben dort im Hinblick auf die Sommerferien die Chance, die Destination noch relativ kurzentschlossen gratis zu tauschen. „Der Service ist bis acht Wochen vor Reisebeginn kostenlos“, berichtet TUI-Sprecher Robin Zimmermann. Wer über Ostern gebucht hat und jetzt aus reiner Vorsicht absagen will, sollte sich bei seinem Reisebüro über die günstigste Rücktrittsvariante erkundigen.

„Noch warten die Leute ab, wie sich die politische Situation entwickelt“, erklärt Nina Dumbert, Sprecherin von Neckermann-Reisen. Der Andrang von Kunden mit Änderungswünschen halte sich in Grenzen. Falls es zum Kriegsausbruch komme, werde sich das vermutlich schlagartig ändern, ist auch Petra von Rhein überzeugt. Ist es dann für Umbuchungen zu spät, bleibt vorsichtigen Touristen nur noch ein Reisestorno. AP

Aktuelle Einschätzungen zur Reisesicherheit gibt es im Internet unter www.auswaertiges-amt.de oder telefonisch unter (0 18 88) 1 74 44 44.