Krisenplan gegen Vogelgrippe

Asiatische Länder vereinbaren engere Zusammenarbeit im Kampf gegen die Seuche

BANGKOK taz ■ Auf ihrem gestrigen Krisengipfel zur Vogelgrippe in Thailands Hauptstadt Bangkok haben die betroffenen Länder gemeinsam mit Vertretern der EU, der USA sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vereinbart, auf überregionaler Ebene enger zusammenzuarbeiten. Vor allem die Erfahrungen mit Sars hätten gezeigt, dass die Eindämmung von Epidemien nur gewährleistet werden könne, wenn Regierungen, Verbände und internationale Hilfsorganisationen kooperierten, hieß es in einer Erklärung. Des Weiteren wurden verschärfte Kontrollen bei der Tierzucht und verbesserte Frühwarnsysteme gefordert. Dabei seien vor allem ärmere Staaten wie Kambodscha und Laos auf die Unterstützung durch internationale Organisationen angewiesen.

Teilgenommen hatte die Mehrzahl der von der Geflügelpest betroffenen Länder, nämlich Vietnam, Kambodscha, Indonesien, Japan, Laos, Südkorea und China sowie Malaysia und Singapur. Beide letztgenannten Staaten sind bisher vom Ausbruch der Vogelgrippe verschont geblieben. Taiwan und Pakistan, die weniger aggressive Formen der Epidemie gemeldet hatten, schickten keine Repräsentanten.

Pikant auf dem Bangkoker Gipfel mutete vor allem die Forderung der WHO nach besserer Informationspolitik und Transparenz an. Das von der Geflügelpest arg gebeutelte Thailand war erst vor drei Tagen wegen seiner Versuche, die Seuche zu verschleiern, von der EU gerüffelt worden. Kein Wunder, dass ein überanstrengt wirkender Premier Thaksin Shinawatra die Flucht nach vorn antrat: In seiner Eröffnungsrede suchte er sich als Frontmann im Kampf gegen die Vogelgrippe zu präsentieren – wenig glaubwürdig.

Obwohl bisher eine Übertragung der Infektion von Mensch auf Mensch ausgeblieben ist, warnte die WHO gestern erneut vor gefährlichen Mutationen des Virus, die unter Umständen Millionen Menschenleben gefährden könnten.

Unterdessen gab Thailand bekannt, dass ein Drittel der insgesamt 76 Provinzen als Gefahrenzone gilt, Bangkok eingeschlossen. Zudem wolle man für die betroffenen Bauern 76 Millionen US-Dollar Entschädigung bereitstellen. Vietnam meldete gestern zwei neue Todesfälle, und China bestätigte den Ausbruch von Vogelgrippe in drei Provinzen.

In Deutschland sieht die Bundesregierung keine akute Gefahr für die Verbraucher. Der von der EU verhängte Importstopp für Geflügel sei ausreichend, um eine Ausbreitung der Vogelgrippe nach Europa zu verhindern, teilte das Ministerium für Verbraucherschutz gestern mit. Die größere Gefahr bestehe darin, dass das Virus über das „Reisegepäck der Touristen“ nach Europa eingeschleppt werde, erklärte ein Ministeriumsvertreter. NICOLA GLASS