Löcher im Pilz

Zum Wohlsein: Im Speicher XI stellen Amateur- und Profikünstler unterschiedlichster Generationen ihre Arbeiten aus. Gemeinsames Thema: Das Glück. Altersübergreifender Konsens: Alleine ist da nichts zu machen

Die Altersspanne der Kreativen, die sich ein dreiviertel Jahr mit dem Glück beschäftigt haben, ist groß: Die jüngste Künstlerin ist gerade erst 11, die älteste 73 Jahre alt. Uwe Teichmann von der offenen Radierwerkstatt weiß das zu schätzen: „So kommen Leute zusammen, die sich sonst nie treffen würden.“

Getroffen haben sich die Menschen unterschiedlichen Alters bei der gemeinsamen Arbeit an der Ausstellung „Dem Glück entgegen“. Veranstaltet von der Bremer Arbeitnehmerkammer zeigt sie im Speicher XI Werke aus verschiedenen Projekten. Deren gemeinsames Ziel: Glück erfahrbar zu machen.

Deutlich lassen manche der Werke das kindliche Gemüt der Jüngeren erkennen: Eine Radierung zeigt ein Mädchen mit einem Pony auf einer grünen Wiese unter strahlender Sonne. Andere verorten ihr Glück eher im Spirituellen: „Besuch bei Buddha“ heißt eine weitere Grafik.

Doch die Drucke sind nicht der einzige Höhepunkt der Ausstellung. Attraktiv etwa der begehbare Pilz der Künstlerin Inger Seemann: In seinem Inneren können durch kleine Löcher Kinderspielzeuge betrachtet werden – Teddys, Spielzeugautos oder eine Eistüte – Glückssymbole aus der Kindheit sollen das sein.

Ein Großteil der Ausstellung wurde von Kindern gefertigt. Und deren Anregungen sollten die Erwachsenen ernst nehmen. „Man kann darüber nachdenken, was die Kinderbilder einem selbst sagen“, doziert Thomas Frey, Kulturreferent der Arbeitnehmerkammer.

Was er meint erschließt sich anhand der unter Anleitung von Brigitte Schumacher gefertigten Zeichnungen. Die Kinderbilder sind so gehängt, dass sie das Wort „Glück“ bilden. Auffällig: Auf materielle Dinge wird bei der eigenen Vorstellung vom Wohlbefinden kein großer Wert gelegt. „Mit Geld“ , diesen Satz hat ein Nachwuchskünstler auf sein Werk geschrieben, „kann man alles kaufen außer Freunde“.

Freundschaft und Zweisamkeit, Hilfe von Menschen in Not – das sind häufig wiederkehrende Motive. Gerade auch in den Fotoarbeiten. Viele der Aufnahmen zeigen einander umarmende Menschen. Freys Deutung: „Die Fotografien zeigen, dass Glück ohne das ‚Du‘ nicht möglich ist.“ Gerrit Koy

„Dem Glück entgegen“ Speicher XI. Öffnungszeiten: dienstags sowie von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 15 bis 19 Uhr, mittwochs von 17-21 Uhr. Bis 30. März