DER FALL KELLY

David Kelly, Wissenschaftler im britischen Verteidigungsministerium, hat sich am 18. Juli 2003 umgebracht. Zuvor war er von der britischen Regierung als Quelle für einen BBC-Bericht bloßgestellt worden. In der Sendung vom 29. Mai 2003 behauptete der Reporter Andrew Gilligan, Blairs damaliger Berater Campbell hätte dafür gesorgt, das Regierungsdossier vom September 2002 aufzubauschen und die vom Irak ausgehende Gefahr zu übertreiben, um die Kriegstrommel rühren zu können.

Wie ist Kellys Name als Quelle nach außen gelangt? Das Verteidigungsministerium veranstaltete ein Frage-und Antwort-Spiel, bei dem Journalisten die Quelle erraten durften. Als der Richtige genannt wurde, nickte der Vertreter des Ministeriums. Vier Tage nach Kellys Tod hatte Blair auf die Frage, ob er die Bloßstellung Kellys autorisiert habe, gesagt: „Ganz bestimmt nicht. Ich habe die Veröffentlichung von Kellys Namen nicht autorisiert.“ Verteidigungsminister Hoon sagte hingegen, die Entscheidung, den Namen durchsickern zu lassen, sei von Blair getroffen worden.

Aus der Downing Street kamen auch die Korrekturen des Irakdossiers. Hieß es zunächst, der Irak „bemühte sich um Uran“, lautete die veröffentlichte Version: Der Irak „sicherte sich Uran“. Und war er zunächst „möglicherweise in der Lage“, seine Massenvernichtungswaffen kurzfristig zu aktivieren, so war das in der Endfassung zum Faktum geworden. RASO