Krieg zwischen Bauch und Kopf

Mulmige Gefühle, Verständnis für Bush und Vorwürfe an Schröder: Hamburger äußern sich zum bevorstehenden Angriff auf den Irak. Die Meinungen reichen von „es ist eine Katastrophe“ bis „endlich ergreift jemand Initiative“

Ute Fofana, 67: „Ich fühle mich einfach hilflos. Man kann nichts dagegen tun. Ich habe auch wirklich Angst, dass sich der Krieg ausweiten wird und wir dann betroffen werden. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, Hussein zu stürzen, sondern um Öl. Die Amerikaner sollten mal bescheidener leben und der Bush sollte seinen Energieverbrauch drosseln. So kann das nicht mehr weitergehen.“

Karl-Heinz Ernst, 50: „Es geht dabei um nichts anderes als um Öl und Kapital. Eigentlich müsste sich der Bush zurückziehen, aber ich befürchte, dass er noch im Laufe dieser Woche einmarschiert. Ich bin total dagegen. Vor allem auch, weil ich grundsätzlich gegen jede Art von Gewalt bin. Angst habe ich aber keine. Sterben müssen wir schließlich alle irgendwann. Dann ist auch das Wie egal.“

Franziska Reck, 15: „Ich bin schon dafür, dass man etwas tun sollte und dass sie jetzt angreifen. Man kann nicht drohen und dann kommt gar nichts. Das wirkt doch unglaubwürdig. Da könnte man den Amerikanern nicht mehr trauen. Ich weiß zwar auch, dass Zivilisten dabei draufgehen werden, aber ich glaube, dass es nicht anders geht. Ich hoffe nur, dass es dann nicht auf uns geht.“

Metin Sari, 18: „Bei diesem Krieg werden Unschuldige sterben. Er wird nur wegen Öl geführt. Ich bin Kurde, und ich habe Angst um Kurden im Irak. Was hat Saddam Hussein gemacht? George Bush hat in Afghanistan viele unschuldige Menschen getötet und damit Menschenrechte verletzt. Außerdem führt der Krieg zu Arbeitslosigkeit, auch bei uns. Wir sollten uns mit Demonstrationen dagegen wehren.“

Willi Deking, 49: „Ich finde, es ist eine Katastrophe, dass die USA Irak angreifen wollen. Die Amerikaner spielen sich als Weltmacht im negativen Sinne auf. Wieso nehmen sie sich das Recht heraus, über andere zu bestimmen? Jetzt gibt es kein Zurück mehr, außer wenn Bush abserviert würde. Aber das ist ja sehr unwahrscheinlich. So sollte man nicht mit Menschen umgehen.“

Konrad Rast, 24: „Ich finde es gut, dass endlich mal jemand Initiative zeigt und etwas gegen Saddam unternehmen will. Mit netten Worten kommt man bei dem doch nicht weiter, der Krieg ist wohl unausweichlich. Und ich finde, dass die westliche Politik es sich total versaut hat, mitreden zu können. Schröder hat sich viel zu passiv verhalten. Man hätte da zusammen reingehen müssen.“

Lila Poller, 29: „Ich hatte schon am Silvesterabend ein mulmiges Gefühl für dieses Jahr – angesichts des drohenden Krieges. Ich verfolge die Entwicklungen mit, und ich befürchte, dass ein Krieg nicht mehr abzuwenden ist. Aber eine konkrete Bedrohung für uns sehe ich nicht. Vielmehr frage ich mich, was nach dem Waffengang sein wird. Ich befürchte, dass Extremismus auf beiden Seiten zunehmen wird.“

Jan Behrend, 26: „Militärischer Druck ist auf jeden Fall wichtig. Aber das Einlenken auf der anderen Seite ist ja auch da. Und deshalb sehe ich einfach keinen Grund für einen Krieg. Aber sicher ist, dass die Amerikaner mit einer Aktion ihr Gesicht verlieren werden. Entweder vor ihrem Volk, wenn sie einen Rückzug machen oder vor der Weltgemeinschaft, wenn sie einmarschieren.“

Jutta Pohl, 60: „Der Krieg ist nicht gerechtfertigt. Es gibt keine konkrete Bedrohung und keinen Angriff gegen die USA. Die Amerikaner fühlen sich als Weltpolizisten und rechtfertigen den Krieg mit der Angst vor Terror. Eine Alternative wäre die Ausweitung der Waffenkontrollen im Irak, mit mehr Personal und über einen längeren Zeitraum hinweg. Angst vor einem dritten Weltkrieg habe ich nicht.“

Anna Fries, 15: „Im Geschichtsunterricht nehmen wir gerade den Ersten Weltkrieg durch. Da haben wir dann diese jetzige Situation gleich mitbesprochen. Vielleicht kommt ja auch wieder ein Weltkrieg. Auf jeden Fall habe ich Angst, dass der Krieg auch zu uns kommen könnte und uns etwas passiert. Vielleicht so etwas wie beim World Trade Center.“ UMFRAGE: L. GORELIK/A. HANSENFOTOS: HENNING SCHOLZ