Unwesentliche Gebühren

Senator Drägers Modell soll Bafög ersetzen. 6500 Euro im Jahr – unabhängig vom elterlichen Einkommen. Bundesweiter Protest kommt nach Hamburg

Die Ankündigung von Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos), ein Modell für Studiengebühren vorzulegen, hat die Studierenden-Szene bundesweit aufgeschreckt. Um Drägers Plänen vor Ort zu widersprechen, findet am Montag in den Räumen des Hamburger Uni-Asta ein bundesweites Treffen statt, zu dem das „Aktionsbündnis gegen Studiengebühren“ und der „Freie Zusammenschluss von Studentinnenschaften“ (fzs) aufgerufen hat, in dem Studierende von über 70 Hochschulen vertreten sind. „Bisher haben wir von auswärtigen Asten immer nur Beileidsbekundungen zu den krassen Hamburger Zuständen bekommen“, berichtet Asta-Sprecher Sebastian Leber. „Jetzt sind sie geschockt, dass Drägers Politik sich bis in ihre Hochschulen auswirkt.“

Unterdessen hat Drägers Sprecherin Sabine Neumann erklärt, dass Studiengebühren gar nicht der „wesentliche Punkt“ des Finanzierungsmodells seien, welches Dräger am 27. März vor der Bayrischen Hochschulrektorenkonferenz in München vorstellen wird. „Herr Dräger plant nicht Gebühren in Hamburg einzuführen. Aber er geht davon aus, dass sie früher oder später in Deutschland kommen werden“, sagt Neumann. Bei der Höhe sei der Senator von der US-amerikanischen jährlichen Durchschnittsgebühr ausgegangen. Neumann: „Die liegt bei 2500 Dollar.“

Drägers eigentliches Anliegen sei, eine Alternative zur „nicht ausreichenden“ Bafög-Regelung zu entwickeln. Gegenwärtig ist der Bezug der Ausbildungshilfe vom Einkommen der Eltern abhängig. Das ist in der Tat ein Problem. So beziehen in Hamburg nur 15 Prozent der Studierenden Bafög, aber 75 Prozent der müssen nebenher jobben. Dräger, der in Bayern bei einem Vortrag zum Thema „Studium als Investition“ als Ersatzredner für die Bundesbildungsministerin einspringt, schwebt vor, ein Kreditsystem aufzubauen, das elternunabhängige Bildungsfinanzierung ermöglicht. Zinsen und Ausfälle würden mit der einen Milliarde Euro abgedeckt, die Deutschland gegenwärtig für Bafög aufwendet.

Theoretisch könnte jeder den vollständig zurückzuzahlenden Kredit zwischen jährlich 6500 und 8500 Euro in Anspruch nehmen. Praktisch geht Dräger bei seiner Rechnung aber nicht von einer 100%-Ausnutzung aus. Setzte sich dieses Modell durch, würden Studiengebühren politisch durchsetzbarer.

KAJA KUTTER