Marke Frieden

Im Schatten des Irakkriegs tut sich für die Werbebranche eine neue Nische auf. Mit dabei sind die Agentur „Virus Berlin“ und die Hornbachmärkte

von INA KÖHLER

Nicht nur die Modells der Haute Couture tragen momentan ihren Friedenswillen zu Markte. Dass sich die aktuelle Antikriegshaltung prächtig zu Marketingzwecken nutzen lässt, haben auch einige geschäftstüchtige Berliner erkannt.

Deutschland als Schurkenstaat – das wollten die friedensbewegten Freunde nicht auf sich sitzen lassen. Aus der gemeinsamen Empörung entstand die Idee, das Rumsfeld-Zitat „Lybia, Cuba, Germany“ zum Blickfang des ersten Exemplars ihres neuen Trendlabels zu machen. „Wir wollten einfach irgendwie was machen. Zeigen, dass wir dazu stehen, dass wir gegen den Krieg sind“, beteuert Annabel Gühring, freiberufliche Marketingberaterin, dass es den Machern von Virus Berlin zunächst keineswegs um Vermarktung gegangen sei.

In Berliner Clubs und auf der Berlinale-Party hätten die Träger aber so viel Zuspruch erhalten, dass sie sich zur Herstellung einer kleine Serie in Siebdruck entschlossen hätten. Auch die T-Shirts im Schaufenster des Dessousladens einer Freundin fanden reißenden Absatz. Mittlerweile kann bereits die dritte Kollektion im Netz bestellt werden.

Dass sich Frieden prima als Werbebotschaft eignet, findet auch der Bauriese Hornbach. Eine Taube aus weißen Stiefmütterchen in Verbindung mit dem Slogan „Es gibt immer was zu tun“ soll laut Pressesprecherin Ursula von Dauth darauf aufmerksam machen, „dass Frieden immer ein Thema ist“. Nicht plump vermarkten habe man das Thema wollen, sondern „als Unternehmen ganz klar Stellung beziehen“. Auf die großformatigen Anzeigen erhielt der Konzern durchweg positive Rückmeldungen, so zeigte unter anderem eine kirchliche Jugendorganisation Interesse, die die Anzeige für den Sonntagsgottesdienst nutzen wollte.

„Kein Thema für Werbung“ sind Krieg und Frieden allerdings für die Kreativschmiede Scholz & Friends. „Politische Ereignisse wie der Irakkrieg“, heißt es dort, „eignen sich allenfalls für Guerilla-Werbung.“

Keine Angst vor Werbung im Umfeld von Kriegsberichterstattung haben bisher die Kunden der Fernsehsender: „Wir haben keine Stornierungen“, sagt Daniela Breith, Pressesprecherin von SevenOne Media, dem Vermaktungsunternehmen der Sender Sat.1, Pro 7, Kabel 1 und N 24. Man habe sich aber darauf eingestellt, dass manche Kunden ihre Produkte nicht im Umfeld von blutigem Leid platzieren wollen: „Die können ihre Schaltung natürlich verschieben.“

Für die Berliner Modemacher jedenfalls steht nicht der Kommerz im Vordergrund, sondern der Wunsch, etwas Positives tun zu können. Zielgruppe sind 20- bis 30-Jährige. „Ich würde aber sofort auch meiner Mama eins mitbringen“, zeigt sich Gühring überzeugt, dass etwa die rosa Friedenstaube auf Nato-Tarnlook auch von der älteren Generation tragbar ist. 19,90 Euro kostet ein T-Shirt, davon geht ein Euro an die Kinder-Hilfsorganisation World Vision für ihre humanitäre Hilfe im Irak

www.virus-berlin.de