Ein Mikrochip für unerwünschte Viren

Vor allem Organtransplantierte könnte die neu entwickelte Methode zur Identifizierung von Viren helfen

Einem drei mal drei Millimeter kleinen Silikonchip wird es zu verdanken sein, wenn künftig tausende von PatientInnen Herztransplantationen überleben, Menschen, welche bisher an postoperativen Abstoßungsreaktionen gestorben wären. Davon ist jedenfalls das US-amerikanischen Unternehmen BioForce Nanosciences in Ames, Iowa, überzeugt. Nach der Devise der hochmodernen Nanotechnik, „small is beautiful“, hat sie das Wunderfitzelchen entwickelt und getauft. Es heißt nun „ViriChip“.

Dank eines besonderen chemischen Klebstoffs lässt sich nämlich dieser Chip mit tausenden von Antikörpern gegen ganz bestimmte Viren beschichten. Bis zu verschiedene Antikörper können derzeit auf den Chip aufgebracht werden. Taucht man das Teilchen dann in einen Bluttropfen, zieht jeder dieser Antikörper wie ein Magnet den Virus an, auf den er spezialisiert ist: Danach brauchen wir die winzige Landeplattform nur noch mit Hilfe eines Rasterkraftmikroskops zu fotografieren. Und schon habe wir ein Abschlussprotokoll darüber, ob die gesuchten Virenstämme in dieser Blutprobe vorhanden sind.

Die Probe kann dabei von einer lebenden Person stammen, oder auch von von einem menschlichen Organ, welches zuvor einem Spender entnommen wurde. An Spenderherzen haben die Wissenschaftler den Chip getestet. Konkret suchten die Forscher bei diesen Probeläufen nach sechs verschiedenen Stämmen des Coxsackie-Virus B. Das Ergebnis: Sie sind sehr häufig fündig geworden.

Gerade diese Vierenstämme, die häufig klammheimlich in unseren Herzen nisten, waren bisher in einer großen Zahl von Fällen der Grund, wenn ein von ihnen vordem nicht infizierter menschlicher Organismus sich nicht mit dem frisch transplantierten Organ anfreundete und es zu Komplikationen kam.

Ihren Erfindern zufolge hat diese Methode drei Vorteile: Erstens ihren geringer Verschleiß von Material und menschlicher Energie. Geschwächte Patienten brauchen nur einen einzigen Bluttropfen zu spenden und sich nicht wiederholt Proben abzapfen lassen, wie es bisher noch der Fall ist, sobald nach mehreren Virusarten gleichzeitig gesucht wird.

Auch der Bluttropfen selbst wird bei dem Verfahren in keiner Weise verändert. Deshalb kann man ihn hinterher für weitere Tests zweitverwerten. Von Vorteil ist auch, dass die Viren intakt bleiben. Sie kleben zwar fest, bleiben aber in ihrer Struktur unzerstört und können weiter untersucht werden. Desweiteren ist der Test besonders zuverlässig. Der ViriChip erkennt nur den ganzen Virus an. Die meisten konventionellen Verfahren dagegen reagieren auch auf DNS-Fragmente der Viren. Als Drittes wäre die Schnelligkeit zu nennen. Statt tagelang warten zu müssen, wissen alle Interessierten nun schon nach Minuten Bescheid.

Die BioForce Nanosciences hofft, mit Hilfe des Chips bald ebenso schnelle Aids- und Hepatitis-Tests anbieten zu können, dazu noch mit einer geringeren Irrtumsquote als bisher.

Lücken aber bleiben auch bei diesem Verfahren: So ist damit zu rechnen, dass es zu Verzerrungen der Resultate kommt, sobald eine einzige Antikörperart auf mehr als einen Virenstamm reagierte. Außerdem vermag der ViriChip keine Viren zu erkennen, nach denen seine Anwender nicht ausdrücklich suchen. Und erst recht keine, die die Menschheit noch nicht kennt.

BARBARA KERNECK