Die Gesichter der amerikanischen Musik und ihre Landschaften

Ob es Iggy Pop ist, der seinen drahtig vernarbten Oberkörper zur Schau stellt, ob es Mary J. Blige ist, die sich ungeschminkt abbilden lässt und die riesige Narbe unter ihrem linken Auge zeigt, ob es Rick Rubin ist, der gedankenverloren neben einem riesigen ausgestopften Bison in seinem Wohnzimmer sitzt, ob es Willie Nelson ist, dessen Porträtfoto ihn aussehen lässt wie ein Indianerhäuptling: der Fotografin Annie Leibovitz öffnen sich die Großen des amerikanischen Musikgeschäfts wie sonst niemandem. Für ihren Band „American Music“ (Schirmer Mosel 2003. 262 Seiten, 78 Euro) reiste sie vier Jahre durch den amerikanischen Süden, jenes mythenüberformte Land, wo all die Quellen sind, aus denen sich die amerikanische Musik bis heute speist. So stellt sie jene mit den Großen in eine Reihe, ohne die es jene nicht gäbe: die einsamen Bluesmusiker aus Lousiana, die Marching Bands aus New Orleans. TOBIAS RAPP